Willkommen zurück, Salonbrücke!

Endlich kommt man am Salon wieder auf die andere Seite. Der sanfte Bogen der Ilm, an den sich der Landschaftsgarten des Tiefurter Schlossparks schmiegt, war zuletzt nur eingeschränkt zu überqueren gewesen, über die Schafbrücke im Norden des Parks und die Steinbrücke im Süden. Das ist jetzt vorbei: Die Salonbrücke ist wieder aufgebaut, denkmalgerecht und hochwassersicher.

Die neue Salonbrücke im Schlosspark Tiefurt

Die neu gebaute Salonbrücke im Schlosspark Tiefurt, © Klassik Stiftung Weimar

Das große Hochwasser im Juni 2013 hatte die alte Brücke so schwer beschädigt, dass sie gesperrt werden musste. Das eröffnete jedoch die Möglichkeit, sie so neu zu errichten, wie sie im 19. Jahrhundert einmal ausgesehen hatte, als schlichten Holzbau, zweijochig, auf »gerammelten Pfählen«. Im April haben die Bauarbeiter sich ans Werk gemacht – nach einer gründlichen Planung.

Zunächst erarbeitete ein auf Denkmalpflege spezialisiertes Landschaftsarchitekturbüro eine »denkmalpflegerische Zielstellung«. Baureferentin Susanne Reip erklärt:

»Deren Ziel ist es einerseits zu klären, welche unterschiedlichen historischen Zustände es gab und andererseits einen Zielhorizont festzulegen. Erst damit lag eine ordentliche Basis für die eigentliche Planung vor.«

Das Büro leistete historische Detektivarbeit. In Weimarer Archiven wurden Dokumente und historische Darstellungen recherchiert, die Auskunft darüber geben, wie die Salonbrücke einmal aussah und konstruiert war, vor den vielen Reparaturen vergangener Jahrzehnte.

Plan des Tiefurter Parks von 1844

Otto Hensoldt, »Plan des Großherzoglichen Parkes in Tiefurt«, 1844, Klassik Stiftung Weimar. Die Salonbrücke befindet sich in der Mitte des Flusslaufs, auf Höhe des Schlosses.

Von Parkplänen abgesehen sind bildliche Darstellungen der Brücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert praktisch nicht überliefert. Es sind vor allem textliche Beschreibungen, auf deren Grundlage Rekonstruktionszeichnungen und der neue Entwurf erstellt wurden. Diese Quellen sind zum Glück – der Akkuratesse der herzoglichen Verwaltung sei Dank – ausgesprochen detailliert. Ein »Kostenanschlag« für eine Reparatur im Jahr 1869 listet sorgfältig die Bestandteile und notwendigen Arbeitsschritte auf, sogar der Querschnitt der Balken ist vermerkt.

»Hier hat der Fürst gesagt: ›Ich brauche eine neue Brücke, lieber Handwerker, was kostet das?‹«,

erläutert Frau Reip.

Kostenanschlag für die Reparatur der Brücke von 1869

Kostenanschlag für die Reparatur der Brücke von 1869, Klassik Stiftung Weimar

Auf diesem Weg konnte sich das Ingenieurbüro, das die Brückenplanung übernahm, dem vermutlich von Coudray stammenden Entwurf aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts annähern und ihn den heutigen Ansprüchen anpassen. Susanne Reip:

»Die denkmalpflegerische Zielstellung gab eine klare Linie vor, wir mussten zugleich aber auch den Hochwasserschutz beachten und die historische Konstruktion ›besser‹ umsetzen als die Vorgängerbauten.«

Besser bedeutet: Auch die neue Salonbrücke steht auf gerammten Pfählen, diese sind aber nicht aus Holz. Unter der Wasseroberfläche verbergen sich Stahlrohre, die in die Flusssohle eingebohrt – »gerammt« – wurden und über eine Metallplatte, in einem »kraftschlüssigen Verbund«, mit den sichtbaren Holzpfählen verbunden sind. So steht die Brücke nun wesentlich stabiler in der Ilm, kann nicht mehr aufgeschwemmt werden und bei Reparaturbedarf könnten Holzstützen leichter ausgetauscht werden.

Ein Baustellenfahrzeug bohrt die Stahlrohre in die Flusssohle der Ilm

Die Stahlrohre werden in die Flusssohle der Ilm »gerammt«, © Klassik Stiftung Weimar

Zwei »Abweiser« vor den Jochen verhindern das Anprallen von Treibgut. Auch die den Fluss überspannende Tragkonstruktion, der sogenannte Überbau, ist mit einer kompakten Lärchenholzplatte und einer schützenden Blechabdeckung unter der Laufebene besonders haltbar konstruiert. Die Jochpfähle, der Bohlenbelag und das Geländer sind aus widerstandsfähigem Eichenholz gefertigt.

Der Brückenrohbau mit der schützenden Blechabdeckung über der Bodenplatte. Im Hintergrund ist der Salon zu sehen.

Der Brückenrohbau mit der schützenden Blechabdeckung über der Bodenplatte, im Hintergrund der Salon, © Klassik Stiftung Weimar

Das Ensemble mit dem Mozart-Denkmal und dem Salon, dem letzten Bauwerk, das Herzogin Anna Amalia im Tiefurter Park errichten ließ, ist nun wieder komplett. Dass der neue Bau sich hier stimmig einfügt, war besonders wichtig:

»Die Brücke ist in der Betrachtung nicht getrennt vom Park zu sehen«,

erklärt Susanne Reip.

»Sie schließt auf harmonische Weise eine bauliche Lücke im Gartendenkmal. Nach allen Voruntersuchungen und unter Berücksichtigung von Denkmal- und Hochwasseraspekten bin ich mir sicher, dass genau die richtige Gestalt und Konstruktion gewählt wurde. Würde man die Brücke getrennt vom Gartendenkmal betrachten oder würde sie woanders stehen, wäre es eine andere Brücke, nicht die Salonbrücke.«

Jetzt ist die Salonbrücke wieder ganz sie selbst – nur besser.

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