»Jetzt geht es nicht mehr ums Träumen, sondern ums Zupacken.«
Dr. Thomas Leßmann, Verwaltungsdirektor und Vizepräsident der Klassik Stiftung, im Gespräch mit Andreas Schirmer, Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Auszüge aus dem Interview vom 13. Januar 2012.
Der Stiftungsrat hat sie, Herr Leßmann, nach seiner Sitzung am 23. November 2011 als Verwaltungsdirektor und Vizepräsidenten der Klassik Stiftung eingesetzt. Was war der Grund für sie sich in der Phase der kommissarischen Übernahme für die beiden Ämter zu bewerben und wie haben sie die lange Bewerbungsphase empfunden?
Mit meiner Bewerbung habe ich erhofft, dass ich weiter für die Sache stehen darf. Das war für mich zusätzlich auch noch Ansporn, die Dinge gut voranzubringen. Ich stehe für dieses Haus und ich arbeite gern für die Stiftung, ob als Verwaltungsdirektor oder wie auch in den vergangenen Jahren als Justitiar.
Herkunft, Werdegang, Ausbildung. Wir sollten ein paar Fakten zusammentragen.
Ich bin Jahrgang 1969, gebürtig aus dem Rheinland, aufgewachsen in Mönchengladbach am linken Niederrhein, nahe der holländischen Grenze. In Bonn habe ich Jura studiert. Im Rahmen des seit meiner Referendarzeit parallel laufenden zweiten Studiengangs habe ich zusätzlich Kulturmanagement an der Fernuniversität Hagen studiert. Eingeschlossen in diese Studienzeit waren einige Praktika, u.a. bei der Bundeskunsthalle in Bonn und beim Guggenheim-Museum New York. Dies stand schon unter dem Fokus, wie sich die Juristerei mit Kultur und Management verbinden lassen würde, weil mich die kulturelle Ausrichtung immer schon interessiert hatte. Im Jahr 2001 habe ich dann in der Stiftung angefangen und in Weimar sind dann auch unsere drei Kinder geboren worden, die nun neun, sieben und vier Jahre alt sind.
Mit welchen Vorstellungen kam der damals 31jährige Dr. Thomas Leßmann vor gut zehn Jahren zur Klassik Stiftung?
Ich kannte Weimar und ich wollte dorthin. Ich wusste, dass dort viele Kultureinrichtungen zu finden sind und auch eine beachtliche Bandbreite an Aufgaben. Vor dem Hintergrund meiner Ausbildung war und ist das genau der richtige Ort für mich.
Wofür steht Thomas Leßmann?
Für einen offenen Umgang mit den Mitarbeitern und für die klare Ansage, dass die Verfahren nie Selbstzweck sein dürfen, sondern dass sie immer einer Rückkopplung bedürfen und eine sinnvolle Grundlage haben müssen. Es geht mir darum, die Stiftung in meinem Verantwortungsbereich sicher und kontinuierlich zu führen und dabei deutlich zu signalisieren, dass ich die Verwaltung als Dienstleister sehe.
Worin liegt für Sie die Faszination, für die Klassik Stiftung zu arbeiten?
Fasziniert bin ich von dem geistigen Universum, das hier abgebildet wird. Man kann sich in Details verlieben und man kann Zusammenhänge, das große Gesamte, Epochen und Dekaden erkennen.
Welches Wunschprojekt würden sie gern realisieren?
Ein »Wünsch-dir-was-Projekt«, das mir unter solchen Umständen unmittelbar in den Sinn kommt, wäre ein mit allen medialen Mitteln erstellter Gesamtkatalog unserer Stiftungsbestände, der es vermag, den geistigen Zusammenhang sichtbar und erlebbar zu machen, indem sie miteinander stehen.
2001 und in den Jahren unmittelbar danach war es äußerst schwierig, Drittmittel für die Stiftung zu bekommen. Das gelang erst später, als sich die Wahrnehmung der Stiftung und ihrer Arbeit änderte.
Hier hat sich tatsächlich ein beachtlicher Wandel vollzogen. Wir sind jetzt durch die Markenbildung geschärft wahrnehmbar, der Auftritt ist heute ein ganz anderer, die großen Ausstellungen beispielsweise, die wir 2004 (Maria Pawlowna), 2007 (Ereignis Weimar) oder 2011 (Franz Liszt) gezeigt haben, wurden und werden anders wahrgenommen.
Ich freue mich immer, wenn ich den Verwaltungsdirektor bei Veranstaltungen sehe, bei denen er nicht qua Amt anwesend sein müsste, denn ich sage mir dann, dass er wohl gern mal über seinen Verwaltungstellerrand hinausschaut.
Soviel es eben geht, schaue ich mich gern um, spreche mit den Kolleginnen und Kollegen, höre zu, was geplant wird oder umgesetzt worden ist.
Wie wünschen sie sich ihre Mitarbeiter?
Kommunikationsstark, offen im Umgang, bereit, ggf. einen Fehler zuzugeben, um ihn schnell korrigieren zu können, positiv gestimmt für die vor uns liegenden Aufgaben.
Wie sieht sich der Verwaltungsdirektor selbst? Was sind seine Stärken, wo liegen seine Schwächen?
Ich sehe mich als kommunikationsstark und als guten Zuhörer an. Schwach ausgeprägt ist wahrscheinlich meine Geduld. Unsere Zeit, die uns für unsere Arbeit zur Verfügung steht, ist endlich und manches muss liegenbleiben. Bei mir führt das dazu, dass ich ungeduldig werde, mir manches einfach zu langsam geht und sich ein zu hoher Erwartungsdruck aufbaut.
Verwaltungsdirektor der Klassik Stiftung mit 42 Jahren zu werden, ist auch ein gewaltiger Karriereschritt. Weckt er die Sehnsucht nach weiteren Karriereschritten?
Über eine weitere Traumposition habe ich schon deshalb nicht nachgedacht, weil ich sie gerade erlangt habe. Jetzt geht es nicht mehr ums Träumen, sondern ums Zupacken. Darauf freue ich mich.
Vielen Dank für das Interview.
Von Maria Krasny