Auf einen Blick. Präsentation der Möbelstücke im Neuen Museum Weimar | © VG Bild-Kunst, Bonn 2012.

Itten hautnah – vom Entwurf zum fertigen Möbelstück

Ein Stuhl, bezogen mit einem klassischen blauen Cordstoff, der sich von einem schwarzen Holzrahmen abhebt, sticht sofort ins Auge. Der nächste Stuhl überrascht aufgrund seiner einzigartigen Stuhllehne: Ein Rahmen aus weiß lackiertem Holz trifft auf Bastquadrate, die scheinbar frei unter- und übereinander die Rückenfläche bilden. Dazwischen ist Luft.

Die Stühle sind Teil einer Schenkung an die Klassik Stiftung. Insgesamt zehn Möbelstücke aus dem Nachlass von Johannes Itten hat sein Sohn Thomas Itten aus der Schweiz nach Weimar gesandt. Es ist das gesamte im Familienbesitz erhaltene Werk Ittens, das dieser in den Bereichen Innenraumgestaltung und Möbel geschaffen hat.

Johannes Itten lehrte von 1919 bis 1923 am Staatlichen Bauhaus in Weimar, wo er Leiter des berühmten Vorkurses und Formmeister fast aller Werkstätten war. Die Möbel und Designobjekte, die Itten für seine Wohnungen in Weimar und Berlin entworfen hat, zeigen eine eher unbekannte Seite des Künstlers, der vor allem für seine malerischen und grafischen Arbeiten bekannt war. Sie haben ihn zeitlebens begleitet und vermitteln einen Einblick in die Wohnkultur der Zeit.

Zu der Schenkung gehören außerdem 26 Entwurfszeichnungen und Raumentwürfe aus der Feder von Itten und seinen Schülern. Einige der Zeichnungen sind Entwürfe zu den erworbenen Möbelstücken, an denen sich der Prozess ihrer Entstehung ablesen lässt.

Als Einzelstücke stehen die Stühle, Tische und der große Atelierschrank für sich. Ihre hervorragende handwerkliche Qualität trägt dazu bei, dass sie trotz 80-jähriger Nutzung noch gut erhalten sind. Die Schenkung schließt eine Lücke in der Bauhaus-Sammlung der Klassik Stiftung und ergänzt die Möbelkollektionen der Sammlung Ludewig, die die Stiftung 2010 erworben hat.

Die Klassik Stiftung möchte die Stücke im Neuen Bauhaus-Museum zeigen. Da heißt es Geduld haben, denn die Eröffnung des Museums ist erst für 2015 geplant. Bis dahin werden die Stücke wissenschaftlich bearbeitet und restauriert.

Von Maria Krasny