Übereinandergestapelte Kästen auf den Wagen bestimmen die Szenerie | © Klassik Stiftung Weimar

Mitarbeiterin beim Einräumen der Magazinräume | © Klassik Stiftung Weimar

Zug um Zug werden die Kisten eingeräumt | © Klassik Stiftung Weimar

Nach und nach werden die Stapel abgebaut | © Klassik Stiftung Weimar

Ein roter Punkt auf dem Karton steht für: Wichtig. Oberste Priorität im Notfall | © Klassik Stiftung Weimar

Bedächtiges Betrachten der Handschrift | © Klassik Stiftung Weimar

Einzug der Archivalien. Goethe so nah kommen wie noch nie!

Kürzlich war es endlich soweit. Schiller, Goethe, Herder, Nietzsche, Liszt & Co. hielten Einzug – nicht in persona natürlich, sondern in Gestalt ihrer schriftlichen Nachlässe. Ab dem 04. Juni 2012 bezogen die Archivkästen mit den wertvollen Schriftstücken der Autoren endlich ihr neues Quartier: Die Magazinräume des Goethe- und Schiller-Archivs, das am 05. Juli wiedereröffnet wird.

Der Einzug begann mit einem Auszug der Archivalien aus dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv in der Marstallstraße, dem Übergangsstandort für die Dauer der Sanierungsarbeiten im Goethe- und Schiller-Archiv. Die LKW wurden beladen, nahmen Kurs gen Osten, um, nachdem Hügel und steile Linkskurve gemeistert waren, auch schon wieder entladen zu werden.

Dreimal täglich wiederholte sich das Schauspiel in dieser Woche. Neben den bedeutendsten Beständen, die in unmittelbarer Nachbarschaft eingelagert waren, wurden auch Bestände, die in Zechau untergebracht waren, zurück nach Weimar transportiert.

Die Wagen aus dem LKW sind nun im Untergeschoss des Goethe- und Schiller-Archivs angelangt. Hier müssen Goethe, Schiller, Liszt geduldig übereinander gestapelt in den Wagen in der Reihe warten bis sie an der Reihe sind.

Um die richtige Einsortierung dieser Originale kümmern sich, nicht nur an diesem Montag, die Mitarbeiter der Abteilung Medienbearbeitung und Informationsdienste. »Wo ist Onkel Herder? «, »Jetzt Schiller«, »Kasten 792!«, »Vorsicht die Tür!«, schallen die Rufe hin und her in den Magazinräumen.

Mittendrin ist Karin Ellermann. Die Leiterin des Magazins koordiniert, packt mit an und versucht im Zahlenwirbel den Überblick zu behalten. Obwohl viel Arbeit für die Mitarbeiter ansteht, ist die Stimmung gut. Endlich ist der Tag des Einzugs gekommen, der in den letzten Wochen und Monaten gut vorbereitet wurde. Allein drei Wochen hat es gedauert, auszuzählen, wie viele Kästen in den neuen Magazinschränken in eine Reihe nebeneinander passen. Ca. 8.000 dieser Kästen müssen hier im Laufe der Woche einsortiert werden. Eine Kiste wiegt zwischen 3 und 6 kg, jüngeres Papier ist schwerer.

Im Vergleich zu den Räumlichkeiten im Thüringischen Hauptstaatsarchiv haben die Archivalien nun mehr Platz. Der »fernblaue« Farbton der Wände und Regale ist ein bewusst ausgewähltes Gestaltungselement des Architektenteams, berichtet Manfred Koltes, der den Prozess der Sanierung von Anfang an mit koordiniert hat. Das Blau steht dafür, dass man es hier mit den Originalen tun hat. Manfred Koltes ist es auch, der es ermöglicht, dem Original noch näherzukommen, als es hier ohnehin schon der Fall ist.

Im ersten neu bezogenen Magazinraum zieht er einen Kasten aus dem Regal. Schritt für Schritt nähert er sich Goethes Reinschrift des Singspiels »Claudine von Villa Bella. Ein Singspiel«, uraufgeführt am 30.04.1818. Die braune Eisen-Gallus-Tinte und der Gedanke, dass Goethe dieses Blatt einmal in der Hand hatte, geben dem Papier eine tiefe Note. Gleich darunter im Karton liegt die Reinschrift von »Erwin und Elmira«. Die Originalschrift hat einen aktuellen Bezug, da das Singspiel gegenwärtig im Liebhabertheater Schloss Kochberg aufgeführt wird.

Die Archivalien sind nun wieder am angestammten Ort angelangt. Alles, was jetzt noch fehlt, um den Wiedereinzug abzurunden, ist eine große Einweihungsfeier. Die wird es Anfang Juli geben. Wenn sich die Tore des Archivs am

Von Maria Krasny