Harry Graf Kessler © Klassik Stiftung Weimar

Edvard Munch, Portrait Harry Graf Kessler, um 1904, Klassik Stiftung Weimar

Harry Graf Kessler. Kulturvermittler und Kosmopolit

* 23. Mai 1868 Paris † 30. November 1937 Lyon

Harry Graf Kessler war Kunstsammler, Mäzen, Publizist und Diplomat, dessen Herkunft und Lebenslauf ihn als Kosmopoliten mit besten Kontakten empfahlen. Er übernahm 1903 die Leitung des Großherzoglichen Museums für Kunst und Kunstgewerbe mit dem Anspruch, ein Neues Weimar zu schaffen. Er war maßgebend verantwortlich für die Berufung Henry van de Veldes, organisierte Ausstellungen europäischer Avantgardekunst und gründete die Cranach-Presse für höchste bibliophile Ansprüche. Ein Skandal über Aktzeichnungen von Auguste Rodin führte 1906 zu seinem Rücktritt.

Kesslers Versuche der Etablierung einer progressiven Kunstszene waren geprägt von elitären Vorstellungen. Er war ein Anhänger der Philosophie Friedrich Nietzsches und unterstützte Elisabeth Förster-Nietzsche bei ihren Unternehmungen in Weimar.

Mit dem Ersten Weltkrieg verlagerten sich Kesslers Interessenschwerpunkte: Er ging für kurze Zeit freiwillig an die Front; danach leitete er in Bern die deutsche Kulturpropaganda. Nach dem Krieg entwickelte Kessler Ideen für einen Völkerbund und war kurzzeitig Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft. Er starb 1937 als Exilant in Frankreich.

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In der Ausstellung »Krieg der Geister. Weimar als Symbolort deutscher Kultur vor und nach 1914« stehen ausgewählte Weimarer und Jenaer Protagonisten im Fokus, deren Wirken von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs greifbar ist. Sie sind Modernisierer, Bewahrer, Nationalisten, Pazi­fisten und Neuidealisten. Die Vielfalt der Weltanschauungen, ihre Überschneidungen und Koexistenzen zeichnen ein ambivalentes Bild der Moderne. Jede Woche stellen wir einen Protagonisten aus dem Krieg der Geister vor.