Deckengemälde »Genius des Ruhmes« im Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Kopie von Hermenegild Peiker nach dem beim Brand 2004 verlorengegangenem Gemälde

Medaillons mit Genien von Bernhard Neher, die die verschiedenen Schaffens- und Interessensbereiche Goethes versinnbildlichen, von links nach rechts: Pflanzenmetamorphose, Bildende Kunst, altdeutsche Kunst

Genien

Der Begriff Genien (Plural von lat. Genius) stammt aus der römischen Mythologie. Er bezeichnet übernatürliche Schutzgeister, die für den alltäglichen Schutz der Menschen verantwortlich sind. Gleichzeitig können sie für die Personifizierung des menschlichen Willens stehen. Darüber hinaus wird der Begriff auch mit besonderen Naturereignissen in Verbindung gebracht.

Schon seit der Steinzeit glaubten viele Völker an übernatürliche Kräfte und Gottheiten. Dies half ihnen die unterschiedlichsten Ereignisse in ihrem Leben zu verstehen. Das Römische Volk verehrte neben Gottheiten wie beispielsweise Jupiter, Minerva und Merkur auch Genien, kleine persönliche Schutzgeister, die von der Geburt bis zum Tod den Menschen begleiteten. Der Genius eines Menschen war allgegenwärtig – ähnlich wie ein Schutzengel. Der gutmütige Genius war für positive Ereignisse im Leben eines Menschen verantwortlich und brachte Glück und Erfolg mit sich. Dem gegenüber bescherte der bösartige Genius dem Menschen Verderben und Unglück und brachte ihn auf Abwege.

Genien behüteten sowohl Einzelmenschen, als auch Kaiser, Völker, Städte, Staaten und Heere.

Die vielfältigen Funktionen von Genien finden ihren Niederschlag in der bildenden Kunst. Oft sind sie als Putten in Form von nackten Kindern mit Flügeln und den jeweiligen Attributen wiedergegeben. Daneben können sie aber auch die Gestalt von erwachsenen Personen oder Tieren annehmen. Stellvertretend sei auf den Lokalgenius in Herculaneum verwiesen.

In den Einrichtungen der Klassik Stiftung Weimar sind Darstellungen von Genien häufiger zu finden. Die Decke des Rokokosaals der Herzogin Anna Amalia Bibliothek schmückte ein Gemälde mit dem Bild »Genius des Ruhmes« – eine Kopie von  Johann Heinrich Meyer nach dem Original von Annibale Carracci in der Dresdner Gemäldegalerie. Hier wird Bezug genommen auf die vor Ort versammelten Gelehrten und ihre Schriften.

Während die Wände der Goethe-Galerie im Stadtschloss mit Illustrationen zu Goethes Dichtungen dekoriert sind, kann man an der Decke kleine Medaillons mit elf Schutzengeln in Gestalt von Putten erkennen. Diese Rundbilder entstanden im Ergebnis der Zusammenarbeit des Malers Bernhard Neher und des Bibliothekars Adolf Schöll im Jahr 1847. Jeder einzelne der elf Putten hebt sich durch seine Attribute von den anderen ab. So zeigt der »Genius der Pflanzenmetamorphose« einen Putto mit einer roten Rose, der »Genius der Bildenden Kunst« hingegen hält ein Skizzenbuch und einen Stift in der Hand und der »Genius der antiken Plastik« wird durch den Kopf des Jupiters gekennzeichnet.¹ Somit stellen die Medaillons einen Verweis auf die vielfältigen Tätigkeitsfelder Goethes dar.


¹ Vgl. Hecht, Christian: Dichtergedächtnis und kurfürstliche Repräsentation, Der Westflügel des Weimarer Residenzschlosses, Architektur und Ausstattung, Ostfildern-Ruit 2000, S. 96.