Elisabeth Förster-Nietzsche. Philosophen-Schwester und Netzwerkerin
* 10. Juli 1846 Röcken bei Lützen † 08. November 1935 Weimar
Elisabeth Förster-Nietzsche kehrte 1893 aus Paraguay zurück und pflegte ihren bereits geistig umnachteten Bruder. Sie baute das Nietzsche-Archiv in der Villa Silberblick in Weimar auf, wo sie den schriftlichen Nachlass Friedrich Nietzsches verwaltete.
Mit Hilfe loyaler Mitarbeiter gab sie die Werke Nietzsches heraus. Diese verfälschte sie editorisch, um eine ins Zeitbild passende, meist nationale Nietzsche-Rezeption zu forcieren.Trotz einiger zeitgenössischer Kritik an dieser Praxis und an ihrer kleinbürgerlichen, nicht akademisch gebildeten Person wurde Förster-Nietzsche zum Zentrum eines wachsenden Kults um den Philosophen.
Auch die Vertreter des Neuen Weimar um Harry Graf Kessler und Henry van de Velde machten die Villa Silberblick zum gesellschaftlichen Mittelpunkt Weimars. In dem von Henry van de Velde gestalteten Archiv fanden Soirées, Konzerte, Lesungen und Diners statt, an denen namhafte Intellektuelle und Künstler aus ganz Europa teilnahmen. Es traf sich dort die Elite beinah jedweder politischen, religiösen und kulturellen Couleur. Elisabeth Förster-Nietzsche spiegelt vielfältigste Weltanschauungen wider, die vor dem Ersten Weltkrieg in Weimar möglich waren.
In der Ausstellung »Krieg der Geister« stehen ausgewählte Weimarer und Jenaer Protagonisten im Fokus, deren Wirken von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs greifbar ist. Sie sind Modernisierer, Bewahrer, Nationalisten, Pazifisten und Neuidealisten. Die Vielfalt der Weltanschauungen, ihre Überschneidungen und Koexistenzen zeichnen ein ambivalentes Bild der Moderne. Jede Woche stellen wir einen Protagonisten aus dem Krieg der Geister vor.