Woher hat die Ausstellung »Krieg der Geister« ihren Namen?
Hermann Kellermann hatte seinen berühmt-berüchtigten Sammelband »Der Krieg der Geister. Eine Auslese deutscher und ausländischer Stimmen zum Weltkriege« im Frühjahr 1915 veröffentlicht. Er veröffentlichte ihn im Alexander Duncker Verlag, den er 1908 erworben hatte. Seit 1911 war Weimar der Firmensitz dieses Verlages. Das Verlagsprogramm entwickelte unter Kellermanns Leitung eine eindeutige, deutschnationale Ausrichtung.
Kellermanns Publikation bildet eine eindrucksvolle Sammlung von ausländischen Pressestimmen zu den vermeintlichen Kriegsgräueln des deutschen Heeres. Angesichts der durch den Kriegsausbruch abgebrochenen internationalen Beziehungen überrascht der Umfang des Sammelbandes. Kellermann stellt hier die diversen Artikel, Aufrufe, offenen Briefe und Ähnliches in chronologischer Abfolge nach Ländern geordnet vor. Neben den kriegführenden Ländern berücksichtigt er auch die neutralen Staaten. Die einzelnen Kapitel und Themenabschnitte werden jeweils von einem Kommentar Kellermanns begleitet, der einen vermeintlich objektiven Ton anschlägt, in Wahrheit jedoch eindeutig parteiisch und polemisch ist.
Kellermann interessierte sich unmittelbar nach Kriegsausbruch für den so genannten ›Lügenfeldzug‹. So wurde die gegnerische Propaganda bezeichnet, die auf die deutsche Besetzung Belgiens und Nordfrankreichs reagierte. Dabei konnte Kellermann sich auf die umfangreiche Sammlung des Jenaer Kriegsarchivs stützen, deren Schwerpunkt die internationale Presse war. So führt das Inhaltsverzeichnis der Zeitungsausschnittsammlung vom 1. Mai 1915 unter Punkt »P. Wissenschaft, Kunst Religion« (ThHStAW, Staatsministerium, Departement des Kultus Nr. 283 Bl. 70 v) die entsprechenden Reaktionen der intellektuellen Elite des Auslands auf den Kulturkrieg auf.
Mehr Informationen finden Sie im Katalog zur Ausstellung »Krieg der Geister« auf Seite 202. Das Buch »Der Krieg der Geister. Eine Auslese deutscher und ausländischer Stimmen zum Weltkriege« kann ab 15. November 2014 wieder im Lesesaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek eingesehen werden.