Direktor Johann Philipp Jung im Gespräch

Herr Jung, Sie sind seit August des Jahres bei der Klassik Stiftung als Direktor für die Schlösser, Gärten und Bauten angestellt. Erzählen Sie ein wenig über Ihr Herkommen und Ihren Werdegang.

Ich komme aus dem Badischen, habe in Karlsruhe studiert und bin noch während des Studiums nach Italien gegangen, wo ich ein halbjähriges Praktikum machen wollte, dann aber fünf Jahre geblieben bin, bis ich wieder nach Karlsruhe ging, um dort mein Diplom zu machen. In Italien arbeitete ich in einem Büro, das überwiegend auf den Pfaden von Le Corbusier unterwegs war. Auf die Denkmalpflege bin ich erst gegen Ende meines Studiums gestoßen. Schon während meines Studiums hatte ich ein eigenes Architekturbüro. 1993 bis 1995 habe ich mein Referendariat in Freiburg im staatlichen Hochbau absolviert und mit dem Regierungsbaumeister abschlossen. Nach einem halben Jahr vergeblichen Wartens auf Übernahme in die staatliche Hochbauverwaltung hatte ich dann beschlossen, dem ersten anständigen Angebot zu folgen. Das kam schließlich von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in Rudolstadt. Es war die Stelle als Bausachbearbeiter, die man mir anbot und die ich im März 1996 dann auch angetreten habe. Das war meine erste Stelle im Osten Deutschlands. Hier bin ich bis zum Wechsel an die Klassik Stiftung geblieben.

Wo, würden Sie sagen, liegen Ihre Stärken, wo Ihre Schwächen?

Ich würde die Frage mal auf die Arbeit eingrenzen und sagen, dass ich ihr eigentlich zu viel Wichtigkeit gebe, was dazu führt, dass ich mich manchmal übernehme und dann eben nicht mehr stark bin. Diese vermeintliche Schwäche ist aber zugleich auch meine Stärke, denn ich kann recht gut strukturiert denken und an für mich Wichtigem entsprechend stringent arbeiten. Sicher haben meine Mitarbeiter in diesem Zusammenhang schnell herausgefunden, worauf ich Wert lege. Auch klare Strukturen der Verwaltung sind in diesem Zusammenhang wichtig. Jede komplizierte Verwaltungsstruktur ist nach meiner Wahrnehmung grundlegend falsch.

Seit Ihrer Tätigkeit für die Thüringer Schlösserstiftung in Rudolstadt sind Sie mit dem Weimarer Stadtschloss, das der Schlösserstiftung bis Ende 2008 zugeordnet war, sicher bestens vertraut. Ähnliches gilt wahrscheinlich für das Neue Museum. Wie schaut es mit den anderen Liegenschaften der klassik Stiftung aus, den Bauten wie den Parks?

Die kenne ich selbstverständlich wesentlich weniger als die beiden Bauwerke, die ich während meiner Zeit bei der Schlösserstiftung auch selbst betreut habe. Wahrscheinlich wird es nie gelingen, dass ich die anderen Bauten/Liegenschaften so gut kennenlerne wie die, die ich seit 15 Jahren betreue. Dennoch kenne ich natürlich einige davon recht gut, auch im Detail, während ich mich anderen erst nähern muss.

Sie haben vor Ihrem Wechsel zur Klassik Stiftung als Referent gearbeitet, wenn ich richtig informiert bin. Für Sie war der Schritt vom Referenten zum Direktor wahrscheinlich ein recht weitreichender, vielleicht auch unerwarteter?

In der kleinen Rudolstädter Schlösserstiftung war ich nicht nur Referent, sondern ab 2001 auch Abteilungsleiter mit großem Entscheidungsspielraum. Dennoch wollte ich noch einmal eine andere Herausforderung annehmen; mit Anfang/Mitte 50 kann man das machen, mit Ende 50 wird es schwieriger. Und dann kam die Anfrage, die Stelle in der Klassik Stiftung zu übernehmen.

Welche Unterschiede zu Ihrer früheren Tätigkeit spüren Sie hier bei der Klassik Stiftung?

Festgestellt habe ich recht bald, dass zum einen die Motivation der Mitarbeiter größer ist, als ich es erwartet hatte. Insgesamt zeigt sich aber, dass die Klassik Stiftung als relativ große Einrichtung träger ist als z.B. die kleine Schlösserstiftung in Rudolstadt, wo vieles auf Zuruf und viel direkter funktioniert.

Wie würden Sie selbst Ihre Art und Weise, als Direktor zu agieren, einschätzen?

Ich bin Architekt und Architekten unterscheiden sich – wenn ich das zuspitze – von den Ingenieuren dadurch, dass sie via Kommunikation als Bindeglied zwischen einem Nutzer, der nicht weiß, was ihn erwartet, und dem Bauwesen fungieren müssen. Kommunikation und Rückkopplung sind hier unabdingbar. Damit das auch in vertretbaren Zeiträumen ablaufen kann, muss es strukturiert sein. Ich meine, dass man in klaren Strukturen gut Verantwortung delegieren kann und muss, und so erwarte ich von meinen Mitarbeitern, dass sie eigenverantwortlich die ihnen übertragenen Aufgaben abwickeln, und ich erwarte insbesondere eine Rückmeldung, ob die Aufgabe erledigt ist oder nicht.

Noch haben Sie wahrscheinlich den Blick von außen auf die Klassik Stiftung. Was würden Sie spontan als das Positivste benennen, das Ihnen bislang hier begegnet ist?

Es ist ein sehr kollegiales Miteinander. Schon jetzt ist dieses Schloss ein lebendiges Zentrum der Klassik Stiftung, denn ob Sie morgens um 7 Uhr hier sind oder abends um 7 Uhr – Ihnen laufen immer Leute über den Weg, die schon oder noch arbeiten. Und es ist ein sehr freundliches und offenes Miteinander.

Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft in der Klassik Stiftung?

Wir haben schöne Aufgaben, die baulich umzusetzen sind. Daneben gibt es weitere Aufgaben, über die wir heute nur am Rande gesprochen haben. So müssen wir dafür Sorge tragen, dass die uns anvertrauten Baudenkmale allesamt, und nicht nur die, die vom Masterplan begünstigt werden, in einen Zustand versetzt werden, der sie pflegbar macht. Und die Pflege muss installiert werden. Dafür Unterstützung zu bekommen sowie vorhandene Blockaden herauszunehmen, das wünsche ich mir für meine berufliche Zukunft in der Klassik Stiftung.

Von Andreas Schirmer