Vorderdeckel mit Luther-Porträt und vergoldeter Buchschnitt © Auktionshaus Galerie Bassenge, Berlin

Rückdeckel mit Kreuzigungsgruppe und Flechtbandwerk © Auktionshaus Galerie Bassenge, Berlin

Vorderdeckel mit Luther-Porträt. Ledereinband mit Prägung und Lackmalerei © Auktionshaus Galerie Bassenge, Berlin

Historische Luther-Ausgabe ersteigert

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek hat vor kurzem auf einer Berliner Auktion ein kostbares Buch aus der späten Renaissancezeit erworben, das im 16. Jahrhundert schon einmal zur Weimarer Fürstenbibliothek gehörte, später jedoch infolge von Erbteilungen in andere Sammlungen gelangte. Es handelt sich um den zehnten Band der Wittenberger Luther-Ausgabe aus dem persönlichen Vorbesitz von Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar (1562–1602) und seiner ersten Gemahlin Sophia, geb. von Württemberg (1563–1590).

Die in den Jahren 1539 bis 1550 entstandene Wittenberger Luther-Ausgabe ist die erste von zahlreichen Werkausgaben des Reformators. Luther schrieb selbst noch zwei bedeutende Vorreden zu den zwölf deutschen und sieben lateinischen Bänden. Der vorliegende zehnte Band entstammt der dritten Auflage und wurde in Wittenberg bei Peter Seitz gedruckt. Dieser Druck war bislang noch nicht im Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek nachgewiesen.

Weimar hat eine besondere Bedeutung für die Editionsgeschichte von Luthers Schriften. Hier entstand von 1883 bis 1970 die heute für die Forschung maßgebliche historisch-kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe), zusammen mit dem 2009 in Tübingen abgeschlossenen Sachregister umfasst sie 127 Bände.

Für die Weimarer Sammlung schließt der erworbene Band in mehrfacher Hinsicht eine Lücke. Das nach mehr als 400 Jahren nach Weimar zurückgekehrte Buch ist aufgrund seiner Ausstattung und aufgrund seiner Gebrauchsspuren ein Unikat, das eng mit der Geschichte des Weimarer Fürstenhauses und seiner Büchersammlung verbunden ist. Der Einband, mit dem das Buch nachträglich ausgestattet wurde, ist eines der ganz wenigen Zeugnisse von mit Lackmalerei verzierten Einbänden aus der Jenaer Weischner-Werkstatt, die sich bis heute erhalten haben.

Der Ankauf wurde aus Spendenmitteln finanziert, die nach der Brandkatastrophe zugunsten der Wiederbeschaffung von historischen Drucken eingingen. Ab dem 9. April 2011 wird der repräsentative Fürsteneinband in der Ausstellung »Reise in die Bücherwelt – Drucke der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aus sieben Jahrhunderten« im Renaissancesaal der Bibliothek zu sehen sein.

Zu den Neuerwerbung für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Von  Matthias Hageböck und Katja Lorenz