Blühende Agave vor dem Gärtnerwohnhaus in der Orangerie Belvedere. Foto: Rita Osburg © Klassik Stiftung Weimar

Agavenblüte in der Orangerie Belvedere. Foto: Rita Osburg © Klassik Stiftung Weimar

Orangerie Belvedere mit blühender Agave. Foto: Andreas Pahl © Klassik Stiftung Weimar

Blühende Agave vor dem Gärtnerwohnhaus in der Orangerie Belvedere. Foto: Andreas Pahl © Klassik Stiftung Weimar

Einmal im Leben …

Im Schlosspark Belvedere blüht derzeit eine relativ seltene Agave (»Agave salmiana var. ferox«). Ihr Blütenschaft hat inzwischen eine Höhe von knapp sieben Metern erreicht, wobei die zahllosen Einzelblüten sich erst in den nächsten Wochen voll ausbilden werden. Mit der Blüte, beziehungsweise der Samenbildung, endet der Lebenszyklus der Agave, die Blüte ist gleichzeitig Höhepunkt und Abschluss des Pflanzenlebens. Bis zur Ausbildung eines Blütenstandes können, wie im Fall der Belvederer Agave, mehrere Jahrzehnte vergehen, weshalb sie auch als Jahrhundertpflanzen bezeichnet werden.

Eine Agavenblüte stellt in unseren Breiten auch heute noch ein besonderes Ereignis dar, auf das jeder Gärtner stolz ist. Im 17./18. Jahrhundert wurde solch ein Flor für die Nachwelt festgehalten, indem zum Beispiel spezielle Medaillen geprägt, bis zu lebensgroße bildliche Darstellungen angefertigt oder Lobgedichte verfasst wurden. Für den regierenden Fürsten galt die Agavenblüte als ein herrliches Glückszeichen, als Symbol für die Blüte und Fortdauer seines Herrschergeschlechts.

Auch im fürstlichen Garten zu Belvedere gelangten immer wieder Agaven zur Blüte. In den Akten wird schon 1746 von einer abermals florierenden Aloe berichtet. Im Februar 1753 vermeldete der Hofgärtner Johann Ernst Gentsch erneut den beginnenden Flor einer stattlichen Aloe. Auf Grund der Jahreszeit schlug er den Bau eines aparten »Treibe-Thürmgens« vor, das tatsächlich errichtet wurde. Um den Blütenstand aus nächster Nähe bewundern zu können, wurden beiderseits Rampen und ein Altan an das Gebäude angebaut.

In den Jahren 1758 und 1787 blühten in Belvedere ebenfalls Agavenpflanzen. Von der zweiten Pflanze wurde ein Ölgemälde angefertigt, das heute im Schloss Belvedere ausgestellt ist. Ein 1845 blühende Exemplar zog über 2.000 Besucher an. Es wurde auf Geheiß der Großherzogin Maria Pawlowna in einer Bleistiftzeichnung verewigt und mit dem Gedicht »Aloe« des Sondershäuser Lehrers Karl Schuchard gewürdigt. Auch 2003 und 2006 konnten in Belvedere blühende Agaven bewundert werden.

Agaven kommen ursprünglich aus Mittelamerika und wurden erst um 1500 (als »Amerikanische Agaven«) nach Italien ausgeführt. Im 17./18. Jahrhundert zogen sie als Kübelpflanzen in die fürstlichen Orangerien ein. Der schwedische Botaniker Carl von Linné klassifizierte sie 1753 als Agave, die Stattliche, Stolze, Herrliche. Die »Agave salmiana« wurde 1842 in Europa eingeführt.

Von Dorothee Ahrendt