Schülerinnen und Schüler haben sich mit der Wahrnehmung von Ästhetik und Schönheitsvorstellungen befasst. Foto: Candy Welz/©Klassik-Stiftung Weimar

Schönheits.Labor.

Wie lassen sich Jugendliche für ein Thema begeistern, das selbst für Erwachsene nicht leicht zugänglich ist? Gemeinsam mit dem Kunstkurs der 11c des Goethegymnasiums Weimar ist dieses Vorhaben in besonderer Weise gelungen. Zu sehen sind die Ergebnisse im Neuen Museum.

Winckel – Wer? Auf diese Reaktion mussten wir uns einstellen, als das Kuratorenteam im Herbst 2016 erste Einblicke in die Planung der Ausstellung »Winckelmann. Moderne Antike« gab. Winckelmanns Ästhetik-Vorstellungen wurden jedoch gleich rege diskutiert: Was bedeutet eigentlich Schönheit? Wer bestimmt, was als schön gilt? Wie wird Schönheit wahrgenommen?

Motiviert durch den Ausstellungstitel nahmen die Jugendlichen zudem die Moderne, repräsentiert durch das Bauhaus, in den Blickpunkt. Welche Rolle spielte Schönheit hier? Mit Aspekten wie Abstraktion, Funktionalität, Normierung, Selbstoptimierung oder der Formulierung neuer Regelwerke bot das Bauhaus eine Vielzahl besonderer Anknüpfungspunkte.

In Workshops entwickelten die Schülerinnen und Schüler zunächst eigene Fragestellungen zum Thema Schönheit im Spannungsfeld zwischen Winckelmann, Bauhaus und Gegenwart. Die daraus hervorgehenden künstlerischen Arbeiten sollten in einem Raum in der Ausstellung gezeigt werden. Es sollte kein klassischer Ausstellungraum sein, sondern ein Raum, der zum Mitmachen anregt.

Dabei unterstützte ein professioneller Gestalter die Jugendlichen. Gemeinsam konzipierten sie einen Raum, der sowohl den Bedingungen der Schülerprodukte entsprach als auch den Vorgaben des Museums und der Ausstellung.

Ein Höhepunkt war dann Ende März der Tag der Einrichtung des Raumes, ein eigener kleiner Ausstellungsaufbau mitten im Aufbau der Gesamtausstellung, denn nebenan wurden bereits die großen Kunstwerke angeliefert. Die Jugendlichen waren Kuratoren, Künstler und Ausstellungstechniker in einem. Der Blick hinter die Kulissen einer Ausstellung hat sicher die Sichtweise auf dieses Vermittlungsfeld von Kunst und Kultur nachhaltig geprägt und den Jugendlichen verdeutlicht, welche Aufmerksamkeit ihr Raum erfahren wird.

Entstanden ist ein Vermittlungsraum, der zeigt, wie junge Menschen heute über Schönheit denken. Anfassen ist hier ausdrücklich erwünscht: Die Besucherinnen und Besucher sollen mitmachen und Spuren hinterlassen, indem sie ein Tagebuch der Schönheit fortführen, ihre Gedanken in einer »schönen Linie« nachzeichnen oder das eigene Gesicht mit den Schönheitsidealen verschiedener Zeiten vergleichen.

Das Projekt fand mit Unterstützung der Bauhaus Agenten statt. ›Bauhaus Agenten‹ ist eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes und der Klassik Stiftung Weimar /  bauhaus museum weimar, der Stiftung Bauhaus Dessau und des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin

Gefördert durch den Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V. – AsKI aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Die Ausstellung »Winckelmann. Moderne Antike« ist vom 7. April bis 2. Juli 2017 im Neuen Museum in Weimar zu sehen.

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