24 Schülerinnen und Schüler verbrachten eine Projektwoche in Weimar. Fotos: Jennifer Günther, Klassik Stiftung Weimar

Wie sieht das Trinkgefäß der Zukunft aus? Fotos: Jennifer Günther, Klassik Stiftung Weimar

Inspiration aus dem Bauhaus: Nach der Entdeckungstour folgte das eigene Gestalten. Fotos: Jennifer Günther, Klassik Stiftung Weimar

Nach zwei produktiven Stunden konnten die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Gefäße präsentieren. Foto: Jennifer Günther, Klassik Stiftung Weimar

Wege ins Bauhaus

Auf die Spuren des Weimarer Bauhauses und seiner Künstler begaben sich Schülerinnen und Schüler der Christian-von-Bomhard-Schule aus Uffenheim. Im Schnelldurchlauf erforschten sie das Werk des Bauhaus-Künstlers Gerhard Marcks und seiner historischen Wirkungsstätten in Weimar und Dornburg, um sich dann am Ende der fünftägigen Projektwoche selbst als Formengestalter zu versuchen. Die Ergebnisse werden in der Ausstellung »Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis« im Neuen Museum zu sehen sein.

Was ist eigentlich das Bauhaus?, fragten sich die 24 Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Klasse aus Franken zu Beginn ihrer Projektwoche ›Bauhaus entdecken‹. »Das Bauhaus war eine experimentelle Schule, bei der es um die gestalterische Auseinandersetzung mit der Welt ging«, erläuterte Valerie Stephani. Als Bauhaus Agentin begleitete sie die Kinder auf ihrer Spurensuche, um gemeinsam mit ihnen innovative Vermittlungsformate zu entwickeln.

Richtig begann die Entdeckungstour am zweiten Tag: Als Reporter, ausgestattet mit Mikrofon, Licht und Kamera sowie jeder Menge Fragen, machten sich die Kinder auf nach Dornburg zur ehemals von Gerhard Marcks geleiteten Ausbildungsstätte der Keramiker. Dabei wurden die Schüler-Reporter selbst von einem Filmteam begleitet. Nachdem die unendlichen Stufen erklommen waren, konnten die Kinder eine ursprüngliche Werkstattsituation erleben. »Diese Bauhauswerkstatt hatte sich hauptsächlich auf Gebrauchskeramik spezialisiert. Hier entstanden Dosen und Kannen«, erzählte eine Mitarbeiterin.

Am nächsten Tag folgte das Kontrastprogramm: Die moderne Porzellanmanufaktur in Blankenhain. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler erleben, wie heutzutage aus Porzellan Tassen produziert werden.

Aus Papier, Pappbechern und Draht sollten eigene Trinkgefäße entworfen werden. Auf Spurensuche: Zuerst hieß es für die 24 Schülerinnen und Schüler das historische Bauhaus mit seinen Künstlern zu entdecken. Foto: Jennifer Günther, Klassik Stiftung Weimar

Auf Spurensuche: Zuerst hieß es für die 24 Schülerinnen und Schüler das historische Bauhaus mit seinen Künstlern zu entdecken. Foto: Jennifer Günther, Klassik Stiftung Weimar

Am vierten Tag wurden die Reporter zu Formenforschern, die sich zunächst Inspiration im Bauhaus-Museum holten. Wären die Bauhaus-Gefäße heute noch zu verwenden? Das Urteil fiel eindeutig aus: nicht mobil genug und zu unpraktisch. »Was soll ich mit einer zerbrechlichen Keramikkanne, wenn es längst Thermoskannen gibt«, fragte ein Junge. »Höchstens zur Deko«, ergänzte ein Mädchen.

Nach der Theorie folgte die Praxis, die Forscher wurden zu Gestaltern. Wie sollten heutige Trinkgefäße aussehen? Was war gut an den ursprünglichen Bauhaus-Ideen? Und wie sieht eigentlich die Trinkflasche der Zukunft aus? Das konnten die Kinder jetzt selbst entscheiden oder besser gesagt: entwerfen und gestalten. Dazu wartete die Weimarer Künstlerin Anita Riesch in einer improvisierten Werkstatt in der Steubenstraße auf die Schülerinnen und Schüler. Zur Verfügung standen einfache Modellbau-Materialien: Papier, Pappbecher, Hasendraht, Klebeband, Heißkleber und verschiedenste Stifte.

Aus Papier, Pappbechern und Draht sollten eigene Trinkgefäße entworfen werden. Fotos: Jennifer Günther, Klassik Stiftung Weimar

Es wurde diskutiert, so mancher Entwurf zerknüllt, geschnitten, reichlich geklebt, der Hasendraht verflucht, angestrengt getüftelt und das Fingerspitzengefühl unter Beweis gestellt. Nach etwa zwei produktiven Stunden konnten die Schülerinnen und Schüler stolz ihre eigenen Gefäße präsentieren.

Das Ergebnis waren moderne, teilweise sehr extravagante Modelle. Zum Beispiel der »Ultimative Sportflash«, eine Thermosflasche mit praktischem Henkel, ein »Multifunktionsbecher« dessen weiche Gummischicht sich optimal der Hand anpasst, mehrere »Multitasking Bottles«, die Flasche und Becher in einem sind oder durch verschiedene Elemente in der Größe variabel. Besonders auffällig war der Trinkhut einer Schülerin, der ferngesteuert das Getränk in den Mund des Trägers pumpt und somit für Handfreiheit sorgt. Der sich selbst reinigende, glitzernde »Einhornbecher« oder das im Dunkeln leuchtende Nachttischglas waren besonders praktische Gefäße.

Auf die Frage, was das Bauhaus ist, hatten am Ende der Woche alle Schülerinnen und Schüler mehr als eine Antwort: Schule, Innovation, Architektur, Erfindergeist und Experiment, Handwerk, Geschick und Kreativität.

Das Ergebnis waren moderne, teilweise sehr extravagante Modelle von Trinkgefäßen. Fotos: Jennifer, Günther, Klassik Stiftung Weimar

Manche Formen und Farben des historischen Bauhauses fanden sich auch in den Gefäßen der Kinder wieder. Und ein Mädchen merkte an: »Das Bauhaus kommt nie aus der Mode«.

Die in der Projektwoche der Christian-von-Bomhard-Schule gesammelten Erfahrungen fließen in das Formlabor ein, das im Rahmen der Ausstellung »Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis« im Neuen Museum Weimar auch die Museumsbesucher zum Gestalten und Experimentieren einlädt. Hier können auch die finalen Videoclips der Schüler-Reporter sowie Formenforscher-Entwürfe aus diesem Projekt und folgender Schulprojekte betrachtet werden.

›Bauhaus entdecken‹ ist ein Projekt der ›Bauhaus Agenten‹ – einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes und der Klassik Stiftung Weimar / bauhaus museum weimar, der Stiftung Bauhaus Dessau und des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin.

Wir danken den Schülerinnen und Schülern der Christian-von-Bomhard-Schule Uffenheim für das Mitwirken sowie dem Keramik-Museum Bürgel und der Weimarer Porzellanmanufaktur für die Unterstützung. Ein besonderer Dank gilt Florian Froger und Marcus Glahn für die Produktion der Videoarbeiten und das umfangreiche Schüler-Coaching sowie Anita Riesch für die Umsetzung des Workshops ›Formenforscher‹.

Abonnieren Sie hier unseren Blog!

Mehr über die ›Bauhaus Agenten‹

Mehr zu Gerhard Marcks:

»Bewahre mir weiterhin deine anerkennende Verachtung«

Mehr Informationen zur Ausstellung »Wege aus dem Bauhaus«