Melkamu Risom aus Eritrea arbeitete zwei Monate als Praktikant in der Kulturvermittlung der Klassik Stiftung.

Wie Melkamu aus Eritrea die Ernestiner erlebte

Melkamu Risom wurde in Eritrea geboren, aufgewachsen ist er in Äthiopien. Seit Ende 2015 lebt er in Weimar. Hier arbeitete er zwei Monate in der Kulturvermittlung der Klassik Stiftung und half beim Ferienpass »Urlaub in Ernestinien« mit. Ein Schlosshoffest bildete den Abschluss des Projekts.

Inhaltlich habe er eine Parallele zwischen den Ernestinern und Äthiopien feststellen können, erzählt Melkamu, da auch dort die Königsfamilie für ihren Glauben gekämpft habe. »Eritrea und Äthiopien waren zeitweise ein Land.« Eritrea war 1961 als Provinz dem Kaiserreich Abessinien (heutiges Äthiopien) angegliedert worden. Erst 1993 wurde Eritrea unabhängig. Heute teile sich die vormals christlich geprägte Bevölkerung in Äthiopien zur Hälfte in Muslime und Christen.

Auch ein Besuch der Ernestiner-Ausstellung in Gotha gehörte dazu.

Auch ein Besuch der Ernestiner-Ausstellung in Gotha gehörte dazu.

Schwer seien ihm die ersten Praktikumswochen gefallen, besonders wegen der Sprache. »Ich musste mich anstrengen, um alles zu verstehen und die Aufgaben zu erfüllen«, sagt er. Auch das Schreiben von E-Mails sei deshalb eine große Herausforderung gewesen.

Die Arbeit mit der buntgemischten Gruppe an Kindern hingegen, die teilweise aus geflüchteten Familien stammten oder aus Weimar, mit und ohne Behinderung, sei ihm leicht gefallen. Viel habe er von ihnen gelernt, oft nachgefragt, wenn er einzelne Wörter nicht verstanden habe.

Und auch sie hätten von ihm gelernt, beispielsweise im Studiolo des Schiller-Museums, wo sie gemeinsam mit Federn schrieben. »Da habe ich ihnen das eritreische Alphabet gezeigt. Ich denke schon, dass ich auch viel von meiner Kultur weitergebe.«

Am Ferienpass-Projekt »Urlaub in Ernestinien« nahmen Kinder geflüchteter Familien sowie Kinder mit und ohne Behinderung teil.

Am Ferienpass-Projekt »Urlaub in Ernestinien« nahmen Kinder geflüchteter Familien sowie Kinder mit und ohne Behinderung teil.

Und seine Pläne für die Zukunft? Im Dezember werde er 22 Jahre alt, besuche momentan einen Deutschkurs auf A2-Niveau. Am liebsten würde er Sozialwissenschaften studieren, aber das geht in Deutschland nicht, weil er keinen Abschluss hat. Jetzt will er erst einmal eine Ausbildung im technischen Bereich machen. »Ich finde es wichtig, vielseitig zu sein. Ich möchte immer offen und neugierig bleiben«, sagt er und ergänzt: »Ich glaube, wenn das alle Menschen wären, könnten wir die Welt verändern.«

Melkamu erzählt von seinem Leben in Weimar und dass er manches nicht nachvollziehen könne. Zum Beispiel hielten sich in Deutschland viele Menschen Hunde als Haustiere. Da würde doch niemand unterscheiden, ob der Hund schwarz oder weiß sei. »Wir kommen alle von der Erde. Das ist doch derselbe Planet.«

Manchmal sei es für ihn schwierig in Weimar. »Aber im Vergleich zu meiner Heimat ist alles gut«, fügt er nach einem kurzen Moment an.

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