Wassily Kandinsky, Fröhlicher Aufstieg, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Paul Klee, Der Verliebte, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Paul Klee, Die Heilige vom inneren Licht, aus der Mappe: Neue Europäische Graphik: Erste Mappe - Meister des Staatlichen Bauhauses Weimar, 1921 © Klassik Stiftung Weimar

Oskar Schlemmer, Abstrakte Figur nach links, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Bauhausverlag G.m.b.H. München-Weimar Tittelblatt der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923

Sammelmappen der Bauhaus-Meister

Noch bis zum 20. Juni präsentiert eine Studio-Ausstellung im Bauhaus-Museum Weimar neuerworbene Meisterdrucke des Staatlichen Bauhauses. Zu sehen sind zwei äußerst seltene Sammelmappen der Bauhaus-Meister.

Die erste Bauhaus-Mappe war eine Premiere: Bislang hatten sich die Weimarer Bauhausmeister bewusst von der Öffentlichkeit fern gehalten. Nun wollten sie zeigen, »wie die Künstlergeneration unserer Zeit an den Gedanken des Bauhauses teilnimmt und durch Hergabe eigener Werke für uns Opfer bringt«, schreiben sie im Prospekt zur Bauhaus-Mappe.

Neben Aufmerksamkeit wollten die Bauhaus-Meister auch mehr wirtschaftliche Mittel für ihre Bewegung gewinnen:

»Wir glauben zu wissen, daß es nicht wenige sind, die innerlich zu uns gehören. Auf ihre Hilfe rechnen wir.«

Paul Klee, Die Heilige vom inneren Licht, aus der Mappe: Neue Europäische Graphik: Erste Mappe - Meister des Staatlichen Bauhauses Weimar, 1921 © Klassik Stiftung Weimar

Paul Klee, Die Heilige vom inneren Licht, aus der Mappe: Neue Europäische Graphik: Erste Mappe – Meister des Staatlichen Bauhauses Weimar, 1921 © Klassik Stiftung Weimar

Ziel der Künstler war, in fünf Mappen einen Überblick über die zeitgenössische europäische Grafik zu geben. Die 1921 erschienene Mappe »Neue Europäische Graphik. Erste Mappe: Meister des Staatlichen Bauhauses Weimar« stand am Beginn des Projekts.

Hier präsentierten sich mit je zwei Druckgraphiken die am Bauhaus lehrenden Meister Feininger, Itten, Klee, Muche, Schlemmer und Schreyer der künstlerischen und politischen Öffentlichkeit. Die folgenden Sammlungen enthielten Werke deutscher, italienischer und russischer Künstler. Die Mappe zur französischen Graphik blieb hingegen unvollendet.

Paul Klee, Der Verliebte, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Paul Klee, Der Verliebte, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Verantwortlich für das ambitionierte Projekt war Lyonel Feininger, der 1919 von Walter Gropius als erster Lehrer an das neu gegründete Staatliche Bauhaus in Weimar berufen worden war. 1920 übernahm er als »Meister der Form« die Leitung der Druckwerkstatt. Feininger steuerte für die erste Sammelmappe die Grafiken »Villa am Strand« (1920) und »Spaziergänger« (1918) bei.

Außerdem gestaltete er die Halbpergamentmappen mit lithografiertem Titelblatt, Inhaltsverzeichnis und Impressum.

Oskar Schlemmer, Abstrakte Figur nach links, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Oskar Schlemmer, Abstrakte Figur nach links, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Die »Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923« ist die zweite Zusammenstellung graphischer Arbeiten der Bauhaus-Meister. Sie zeigt die Weiterentwicklung der Weimarer Schule in personeller und programmatischer Hinsicht. Johannes Itten hatte das Bauhaus verlassen, dafür waren Wassily Kandinsky und László Moholy-Nagy nach Weimar gekommen.

Für diese zweite Mappe lieferte jeder der acht Meister ein Werk. Darunter befindet sich auch die besonders aufwendig gedruckte vierfarbige Lithographie »Fröhlicher Aufstieg« von Kandinsky.

Wassily Kandinsky, Fröhlicher Aufstieg, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Wassily Kandinsky, Fröhlicher Aufstieg, aus der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923 © Klassik Stiftung Weimar

Zwar präsentierten sich die Bauhaus-Meister in den Sammelmappen, allerdings standen nicht ihre Einzelleistungen im Fokus.

Vielmehr wollten sie ihre Gemeinschaft zeigen; wofür sie in ihrer Diversität als Ganzes steht.

Der Meisterrat entschied sich im Vorfeld des Projektes gegen eine Beschränkung auf Farbdrucke oder Formatvorgaben. Die Künstler trafen lediglich eine gemeinschaftliche Auswahl der Motive.

Die Drucke sind nur in einer geringen Auflage von 110 bzw. 100 Exemplaren erschienen. Ein großer Teil der Edition fiel zudem der Vernichtung durch die Nationalsozialisten zum Opfer. Daher sind die Mappen heute äußerst selten.

Bauhausverlag G.m.b.H. München-Weimar Tittelblatt der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923

Bauhausverlag G.m.b.H. München-Weimar Tittelblatt der Meistermappe des Staatlichen Bauhauses 1923

Die beiden in der Ausstellung gezeigten Exemplare hatte der deutsche Kunsthistoriker Richard Hamann (1879-1961) wahrscheinlich kurz nach deren Erscheinen 1921 und 1923 erworben. Er vererbte sie seinem Sohn Prof. Dr. Richard Hamann-Mac Lean (1908-2000), ebenfalls Kunsthistoriker, der sie wiederum an seine vier Kinder weitergab.

Mit Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei und der Kulturstiftung der Länder konnte die Klassik Stiftung Ende 2015 die beiden Sammelmappen erwerben. Ab 2018 werden sie im neuen Bauhaus-Museum zu sehen sein.

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