Friedrich Albert Schmidt, Dämmerung, Klassik Stiftung Weimar, Kunstsammlungen, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Pinien vor Stadtmauer (Capo Noli), Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Hafen in Dieppe, Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Blühende Obstbäume zur Berkaer Chaussée, Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Selbstporträt, August 1913, Klassik Stiftung Weimar, Kunstsammlungen, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

»Sehnsucht nach dem Süden«

»Seine eigene Natur zwang ihn, die Natur umher zu lieben und sie aus Liebe und durch Liebe ganz zu verstehen, so zu verstehen, dass er sie uns in kunstvollen Werken und in zarten Träumereien wiedergeben will. (…) Er liebte ja mit der stillen Glut dessen, der in seinem Werke aufgeht.«

Zeitung Deutschland, 17.12.1916

Dass sich der Landschaftsmaler Friedrich Albert Schmidt in Weimar niederließ und hier dreißig produktive Jahre verbrachte, ist Großherzog Carl Alexander zu verdanken. Schmidt, geboren 1846 im elsässischen Sundhausen, absolvierte zunächst eine Lehre als Musterzeichner in der Textilmanufaktur »Dollfus-Mieg & Compagnie« in Mulhouse und arbeitete als Angestellter der Manufaktur in Paris. Um sich ganz der Malerei zu widmen, gab Schmidt 1871 seine Beschäftigung auf und begann an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München bei Hermann Anschütz und Wilhelm von Diez zu studieren. Später wurde er in Paris Schüler von Eugène Lavieille, einem Assistenten des Malers Camille Corot. Durch Lavieille lernte Schmidt nicht nur den Künstlerkreis von Barbizon kennen, sondern malte wie viele seiner Zeitgenossen vorzugsweise im Wald von Fontainebleau und in den ländlichen Gebieten der Region Île-de-France. Wegweisend und künstlerisch maßgebend war schließlich 1879 die Bekanntschaft mit Arnold Böcklin, dessen Schüler und Freund er wurde. Als Schmidt nach Florenz übersiedelte, blieb er über fünf Jahre in fast täglichem Kontakt mit Böcklin.

Friedrich Albert Schmidt, Pinien vor Stadtmauer (Capo Noli), Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Pinien vor Stadtmauer (Capo Noli), Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Ende 1884 entdeckte Großherzog Carl Alexander in der Berliner Galerie von Fritz Gurlitt erstmals einige Gemälde von Schmidt. Voller Bewunderung ließ er dem Maler eine Einladung zugehen, sich in Weimar niederzulassen. Befördert durch die Bekanntschaft mit Böcklin verfolgte der Großherzog Schmidts künstlerisches Schaffen sehr interessiert. Regelmäßig besuchte er den Landschaftsmaler in seinem Atelier im Westphal’schen Haus in der Amalienstraße 13.

Als hoch geachteter Künstler, 1905 für sein Engagement im Thüringer Ausstellungsverein bildender Künstler mit dem Professorentitel geehrt, verbrachte Friedrich Albert Schmidt dreißig schaffensreiche Jahre in Weimar. Mit Vorliebe malte der Wahl-Weimarer im Park an der Ilm und vor den Toren der Stadt. Sowohl seine Palette als auch die Motive seiner Gemälde sind unverkennbar der Weimarer Malerschule verpflichtet. Wiederholt zog es Schmidt auch nach Italien, seinem Sehnsuchtsland. Hier fing er vorzugsweise mediterrane Küstenlandschaften und stimmungsvolle Meeresimpressionen ein. Diese tiefe Sehnsucht nach dem Süden verband ihn in hohem Maße mit Großherzog Carl Alexander, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr in Weimar begangen wird.

Friedrich Albert Schmidt, Hafen in Dieppe, Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Hafen in Dieppe, Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Die Ausstellung »Sehnsucht nach dem Süden« widmet sich dem in Vergessenheit geratenen Künstler und würdigt gleichzeitig Großherzog Carl Alexander als wegweisenden und herausragenden Förderer der Künste und Begründer der Weimarer Kunstschule. Es ist die erste monographische Ausstellung zu Leben und Werk des Malers, der heute leider wie viele andere Künstler der Weimarer Malerschule zu Unrecht fast vergessen ist.

Friedrich Albert Schmidt, Blühende Obstbäume zur Berkaer Chaussée, Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Blühende Obstbäume zur Berkaer Chaussée, Privatbesitz, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Die Schau zeigt herausragende Werke aus der Frühzeit von Friedrich Albert Schmidt, die noch stark von den Lehrern Eugène Lavieille und Arnold Böcklin beeinflusst sind, aber auch ein breites Spektrum Weimarer Motive. Hierzu zählen der Blick auf die Berkaer Chaussee mit blühenden Obstbäumen, wie sie auch Christian Rohlfs aus gleichem Blickwinkel gemalt hat, die Sternbrücke, Eindrücke aus dem Weimarer Schlosspark oder das Gemälde »Dämmerung«, das den Blick über die Teiche von Ehringsdorf zeigt. Letzt genanntes Werk ist zentral für die Ausstellung, denn Friedrich Albert Schmidt steuerte es anlässlich des 80. Geburtstages von Großherzog Carl Alexander im Jahr 1898 als Geschenk der Ehrengalerie bei. Schon damals galt es als eine seiner schönsten und reifsten Arbeiten.

Friedrich Albert Schmidt, Selbstporträt, August 1913, Klassik Stiftung Weimar, Kunstsammlungen, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Friedrich Albert Schmidt, Selbstporträt, August 1913, Klassik Stiftung Weimar, Kunstsammlungen, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Alexander Burzik

Besonderer Dank für das Gelingen dieser Ausstellung gebührt Herrn Klaus Dieter Gaus, dem Großneffen des Künstlers. Er hat mit zahlreichen Leihgaben und jahrelangen Forschungen die Grundlagen für die Schau gelegt und nimmt als Verfasser des Werkverzeichnisses noch immer Hinweise auf Gemälde von Friedrich Albert Schmidt dankend entgegen (f.albertschmidt@gmx.de).

Die Ausstellung »Sehnsucht nach dem Süden. Der Weimarer Landschaftsmaler Friedrich Albert Schmidt (1846–1916)« ist noch bis zum 9. September in der Kunsthalle ›Harry Graf Kessler‹ in Weimar zu sehen. Die Kunsthalle ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Eine Ausstellung der Stadt Weimar, Stadtmuseum Weimar, Klassik Stiftung Weimar und Weimarer Kunstgesellschaft – von Cranach bis Rohlfs e.V. mit Unterstützung des Vereins Freunde und Förderer des Stadtmuseums Weimar im Bertuchhaus e.V. anlässlich des 200. Geburtstages von Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Abonnieren Sie hier unseren Blog!

Zur Ausstellung »Sehnsucht nach dem Süden«

Katalog zur Ausstellung

Werkverzeichnis von Klaus Dieter Gaus