Erica baccans L. Aus: Johann Christoph Wendland, Abbildung und Beschreibung der Heiden, Hannover 1798 © Klassik Stiftung Weimar

Erica Pattersonia L. Aus: Johann Christoph Wendland, Abbildung und Beschreibung der Heiden, Hannover 1798 © Klassik Stiftung Weimar

Erica cerinthoides Linn. Aus: Johann Christoph Wendland, Abbildung und Beschreibung der Heiden, Hannover 1798 © Klassik Stiftung Weimar

Erica Curiviflora L. Aus: Johann Christoph Wendland, Abbildung und Beschreibung der Heiden, Hannover 1798 © Klassik Stiftung Weimar

Erica versicolor L. Aus: Johann Christoph Wendland, Abbildung und Beschreibung der Heiden, Hannover 1798 © Klassik Stiftung Weimar

Grazile Schönheiten aus Südafrika

Das Lange Haus der Orangerie Belvedere beherbergt zahlreiche interessante Pflanzen von mehreren Kontinenten, darunter auch Vertreter der südafrikanischen Flora.

Im sogenannten »Cap Haus«, dem westlichen Teil des Langen Hauses, wurden ursprünglich hauptsächlich südafrikanische, vom Cap der Guten Hoffnung stammende Pflanzen aufgestellt. Heute ist dort ein Bestand mit zierlichen, immergrünen, zart blühenden kleinen Sträuchern in Tontöpfen zu bewundern, die den Winterheiden oder Eriken (Erica L.) zuzuordnen sind. Sie gehören zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceaen), welche rund 860 Arten umfasst, die mehrheitlich in Südafrika beheimatet sind. Nur wenige stammen aus dem Mittelmeergebiet und aus Mitteleuropa.

Die Eriken sind nicht mit der bei uns heimischen Besen- oder Sommerheide (Calluna vulgaris) zu verwechseln, die in Moor- und Heidegebieten bestandsbildend ist. Sie gehören zwar derselben Familie, aber einer anderen Gattung an, die sich im Blütenbau unterscheidet.

Bei den Eriken unterscheidet man winterharte Arten wie z.B. Schneeheide (Erica carnea), Glockenheide (Erica tetralix) und nicht winterharte Arten, wie die Baumheide (Erica arborea), Erica gracilis und die Cap-Eriken. Letztere wurden seit den 1770er Jahren über England und die Niederlande nach Deutschland eingeführt. Bei Privatleuten und in Hofgärtnereien entstanden bald große Sammlungen mit 200 bis 300 verschiedenen Arten.

In dem »Verzeichniß einiger ausländischen und in Deutschland noch seltenen Bäume und Sträucher, welche im Jahre 1794 im Herzoglichen Garten zu Belvedere bey Weimar geblühet haben« wird vermerkt, dass eine Sammlung »von der Erica von beynahe 100 Species« vorhanden wäre, »die mehresten sind ganz neu, haben aber noch nicht geblüht.« Diese Anzahl deutet auf eine für die damalige Zeit durchaus bedeutende Sammlung hin. Im »Hortus Belvedereanus« von 1820 werden 150 Ericen-Arten und Varietäten aufgezählt, eine Zahl, die sich in etwa in den nachfolgenden Pflanzenverzeichnissen bis 1826 wiederfindet. Im Juli 1828 traf in Belvedere eine Samen- und Blumenzwiebellieferung von Cornelius Landsberg vom Cap der guten Hoffnung ein, zu der auch Ericen in 20 Sorten, »welche wenigstens 20Thlr. werth sind« gehörten.

In der detaillierten Beschreibung eines Besuchers des Belvederer Orangeriekomplexes aus dem Jahre 1871 werden im Bereich des »Cap Hauses« nur noch zwei Gruppen mit baumartigen Ericen erwähnt. Nach 1850 verdrängten andere, leichter zu kultivierende Pflanzen die Eriken, eine Tendenz, die auch in anderen Pflanzensammlungen und Gärtnereien zu beobachten war.

Seit 2009 versuchen die Belvederer Gärtner wieder einen kleinen Bestand an Erikawildarten für das Lange Haus zu kultivieren. Dazu gehören unter anderem Erica patersoniana, Erica curviflora, Erica baccans, Erica cerinthoides und Erica versicolor, Arten, die schon im Hortus Belvedereanus aufgezählt wurden.

Von Dorothee Ahrendt