Geburtstagsständchen für die Herzogin
Unter den Aschebüchern der Herzogin Anna Amalia Bibliothek wurden in diesem Jahr besondere Notenblätter wiederentdeckt. Es handelt sich dabei um eine Komposition von Johann Friedrich Hugo von Dalberg, nach einer Dichtung von Johann Gottfried Herder. Dalberg komponierte dieses Lied für Herzogin Anna Amalia zu ihrem 49. Geburtstag, den 24. Oktober 1788.
Zu dieser Zeit entstand das 2014 ins Römische Haus in Weimar zurückgekehrte außergewöhnliche Portrait Anna Amalias von Angelika Kaufmann. Das Gemälde zeigt die Herzogin während ihres Italienaufenthaltes vor der antiken Kulisse Roms. Die europaweit gefeierte Künstlerin stellte ihre Auftraggeberin in der Rolle der Musenfreundin dar. Sie zählte selbst zum Kreis der Künstler, die die Herzogin um sich versammelte.
Ihren 49. Geburtstag feierte die Herzogin in Rom, worauf die Malerin im Portrait beziehungsreich anspielt.
Neben zahlreichen Attributen der Kunstliebhaberei ist rechts neben der Herzogin auch das Notenblatt mit der Dalberg-Komposition abgebildet. Es zeigt das Datum des Geburtstages. Anhand des Gemäldes lässt sich das verkohlte Dokument wieder in seinen historischen Kontext einordnen. Die überaus exakte Abbildung der Noten im Porträt ermöglicht die Zuordnung.
Die weiteren motivischen Bezüge des Bildnisses zu Anna Amalias Kunsterlebnissen in Italien sind vielfältig. Vor den Ruinen des antiken Kolosseums erscheint sie in ein Gewand »à la grecque« gekleidet. Der zarte Kopfschleier erinnert an Darstellungen von Musen. Minerva, die Schutzgöttin der Künste und Wissenschaften, ist ihr als Büste gegenübergesetzt, deren Original Anna Amalia in den Vatikanischen Museen gesehen hatte. Eine Zeichenmappe und eine halb aufgerollte Rötelzeichnung weisen sie als Sammlerin und Ausübende der Zeichenkunst aus. Angelika Kauffmann schuf ein über die Italienerinnerung hinausweisendes Bildnis, indem sie Anna Amalia als Protektorin der Weimarer Dichter Goethe, Wieland und Herder inszenierte, deren Bücher sie umgeben.
Das Bildnis, fertiggestellt 1789, gehörte 1797 zur ersten Ausstattung des Römischen Hauses im Park an der Ilm und zierte dort den sogenannten Blauen Salon.
Nachdem es jahrzehntelang als verschollen galt, konnte es im vergangenen Jahr von S.K.H. Michael Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach zurückgewonnen werden. Er überließ das Gemälde der Stiftung als Dauerleihgabe. Seit dem 30. April 2014 befindet sich das Portrait wieder an seinem angestammten Platz im Römischen Haus.