Digital Humanities in der Forschung: Johann Wolfgang von Goethe leiht sich am 21.11.1804 ein Werk aus der Bibliothek. Mit diesem Vorgang verknüpfte Daten ist hier das historische Ausleihverzeichnis der Herzoglichen Bibliothek

Digital Humanities in der Forschung: Johann Wolfgang von Goethe leiht sich am 21.11.1804 ein Werk aus der Bibliothek. Mit diesem Vorgang verknüpfte Daten ist hier die Titelaufnahme im Produktionssystem der Bibliothek

Digital Humanities in der Forschung: Johann Wolfgang von Goethe leiht sich am 21.11.1804 ein Werk aus der Bibliothek. Mit diesem Vorgang verknüpfte Daten ist hier die Titelanzeige im Onlinekatalog

Digital Humanities in der Forschung: Johann Wolfgang von Goethe leiht sich am 21.11.1804 ein Werk aus der Bibliothek. Mit diesem Vorgang verknüpfte Daten ist hier das Digitalisat des Einbandes. Exemplar aus der Universitätsbibliothek Maastricht, veröffentlicht unter CC0-Lizenz

Glossar: Digital Humanities

Der Begriff »Digital Humanities« taucht seit einiger Zeit häufiger auf: Im universitären Bereich widmen sich Veranstaltungen dem Thema, es werden Studiengänge unter dem Titel angeboten, es gründen sich fachübergreifende Zentren für Digital Humanities und doch scheint die Definition bei näherer Betrachtung noch nicht abgeschlossen.

Auch eine bloße Übersetzung in »digitale Geistes- und Kulturwissenschaften« hilft noch nicht weiter.

Ein Blick zurück in die (noch recht kurze) Geschichte der Digital Humanities könnte hier Aufschluss geben. Ebenso vielversprechend ist es, sich einmal genauer anzuschauen, was und wie Wissenschaftler arbeiten, deren Projekte das Label DH (Digital Humanities) tragen.

Retrospektiv werden bereits erste Arbeiten und Überlegungen von Robert Busa, einem italienischem Theologen und Linguisten aus den 1940er Jahren, den Digital Humanities zugeordnet. Er beschäftigte sich mit Thomas von Aquin und erstellte einen Index sämtlicher verwendeter Wörter in seinen Werken und denen verwandter Autoren. Das Korpus (also die Sammlung der untersuchten Texte) umfasste etwa 11 Millionen Wörter. Diese Masse an Daten ließ sich mit erster Rechentechnik und der Unterstützung von IBM schneller, nämlich in sieben statt kalkulierter 40 Jahre bearbeiten.¹

Ohne genau definieren zu müssen, ob es sich bei Digital Humanities um ein Fach, eine Methode oder eine bestimmte Denkweise handelt, lässt sich also festhalten, dass sich Dank der Digital Humanities eine gängige Aufgabe, in diesem Beispiel die Erstellung eines »index verborum« (Index von Wörtern), schneller erledigen lässt. Robert Busa hat keine absolut neue Forschungsfrage aufgeworfen, sondern einen neuen Weg zur Beantwortung der Frage gewählt.

Während sein Quellenmaterial aus der analogen Welt stammte, gibt es heute Projekte, die bereits mit digitalen Daten aus den Geisteswissenschaften ihre Arbeit beginnen und somit vielleicht neue Forschungsfragen stellen können. Ausgangspunkte könnten heute zum Beispiel Erschließungsdaten aus Bibliothekskatalogen, riesige Mengen an digitalisierten Handschriften oder Museums-Datenbanken sein.

Mithilfe der Digital Humanities können wir diese Daten strukturiert erfassen, analysieren, auswerten und Forschungsergebnisse in neuer Form veröffentlichen.

Die Klassik Stiftung Weimar ist also nicht nur der Ort, an dem die physischen Kulturgüter bewahrt werden, sondern auch ein Speicher für einen weiteren Schatz: dem digitalen Kulturgut.

Swantje Dogunke

Swantje Dogunke ist seit April 2014 Mitarbeiterin »Digital Humanities« im Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel. Sie arbeitet im Projekt Digitale Forschungs­infrastruktur und erforscht den Aufbau eines virtuellen Forschungsraums.

[1] A Companion to Digital Humanities, ed. Susan Schreibman, Ray Siemens, John Unsworth. Oxford: Blackwell, 2004.

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