Die starken Frauen am Weimarer Hof © Klassik Stiftung Weimar

Lucas Cranach d. Ä., Sibylle von Cleve, 1526 © Klassik Stiftung Weimar

Johann Georg Ziesenis, Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, um 1769 © Klassik Stiftung Weimar

Johann Friedrich Bause, Maria Anna Angelika Kauffmann, 1794 © Klassik Stiftung Weimar

August Wegner: Charlotte von Stein, Stahlstich nach Georg Wolf © Klassik Stiftung Weimar

Corona Elisabeth Wilhelmine Schröter, Selbstbildnis, um 1780 © Klassik Stiftung Weimar

Johann Christian Ernst Müller, Maria Pawlowna Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Großfürstin von Rußland, Anfang 19. Jh. © Klassik Stiftung Weimar

Die starken Frauen am Weimarer Hof

Am 8. März begehen Menschen in aller Welt seit mehr als 100 Jahren den Internationalen Frauentag. Zu Beginn war das Wahlrecht für Frauen erklärtes Ziel. Starke Frauen gab es am Weimarer Hof schon immer. Politikerinnen, Künstlerinnen und Schriftstellerinnen kämpften für ihre Rechte und standen für ihre Wünsche ein.

Lucas Cranach d. Ä., Sibylle von Cleve, 1526 © Klassik Stiftung Weimar

Lucas Cranach d. Ä., Sibylle von Cleve, 1526 © Klassik Stiftung Weimar

Sibylle von Jülich-Cleve-Berg

Sibylle von Jülich-Cleve-Berg wurde 1512 in Düsseldorf geboren. Die erst 14-jährige Prinzessin heiratet 1527 den sächsischen Kurprinzen Johann Friedrich der Großmütige. Als Kurfürstin unterstützt sie ihren Gatten bei seinem Einsatz für die Reformation.

Johann Friedrich und Sibylle führten eine standesgemäße, dynastisch motivierte Ehe. Der Kurfürst bestimmte auch über den Alltag und das Leben seiner Gemahlin mit ihrem Gefolge und über das Leben der gemeinsamen Kinder.

Zahlreiche Cranach-Werke zeigen die enge Verschränkung des lutherischen Bekenntnisses mit der fürstlichen Familie.

Zur Ausstellung »Cranach in Weimar« 

Johann Georg Ziesenis, Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, um 1769 © Klassik Stiftung Weimar

Johann Georg Ziesenis, Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, um 1769 © Klassik Stiftung Weimar

Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach

Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde 1739 geboren. Sie erhielt eine für Prinzessinnen des Hochadels standesgemäße Bildung und heiratete 1756 Herzog Ernst August II. Constantin von Sachsen-Weimar-Eisenach. In Weimar erfüllte sie mit der Geburt des Erbprinzen Carl August die wichtigste dynastische Erwartung. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1758 blieb sie bis zu ihrem Tod 1807 verwitwet.

Als Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach baute sie die herzogliche Privatbibliothek zu einer öffentlich-wissenschaftlichen Bibliothek aus und beförderte die Entwicklung des Theaters und Singspiels. Sie dachte und handelte bewusst als Frau und engagierte sich für eine gleichberechtigte Kommunikation zwischen den Geschlechtern.

»Die Geringschätzung des weiblichen Geschlechts ist der Geißel zu der Unsittlichkeit (…), Gegenseitige Hochachtung muß unter beyden Geschlechtern existieren, es erhält das Band des geselschaftigen lebens.«

Der Mode ihrer Zeit gemäß schnupfte sie Tabak und liebte das Kartenspiel. Als Regentin war Anna Amalia eingebunden in die dynastischen Verflechtungen und Standesstrukturen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. In ihrem kulturellen Denken und Handeln war sie inspiriert von der Aufklärung und ebnete damit den Weg für die Weimarer Klassik.

Zum Wittumspalais

Inside Weimar – Wenn doch Wände sprechen könnten

Johann Friedrich Bause, Maria Anna Angelika Kauffmann, 1794 © Klassik Stiftung Weimar

Johann Friedrich Bause, Maria Anna Angelika Kauffmann, 1794 © Klassik Stiftung Weimar

Angelika Kauffmann

Mit Talent alleine konnte man als Frau nur selten in der Kunstszene bestehen. Auch Angelika Kauffmann stand lange zu Unrecht im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Die 1741 als Tochter des Porträt- und Freskenmalers Joseph Johann Kauffmann geborene, besonders talentierte Künstlerin schaffte es dennoch, den englischen König nachhaltig zu beeindrucken und Gründungsmitglied der Royal Academy of Arts zu werden.

Angelika Kauffmann porträtierte Herzogin Anna Amalia während ihres Italienaufenthaltes vor der antiken Kulisse Roms und umgeben von den Attributen ihrer Kunstliebhaberei. Die europaweit gefeierte Künstlerin stellte ihre Auftraggeberin in der Rolle der Musenfreundin dar. Sie zählte selbst zum Kreis der Künstler, die die Herzogin in Rom um sich versammelte.

Das außergewöhnliche Porträt aus den Jahren 1788/89 gehörte 1797 zur ersten Ausstattung des Römischen Hauses im Park an der Ilm und ziert dort den sogenannten Blauen Salon.

Zum Römischen Haus

August Wegner: Charlotte von Stein, Stahlstich nach Georg Wolf © Klassik Stiftung Weimar

August Wegner: Charlotte von Stein, Stahlstich nach Georg Wolf © Klassik Stiftung Weimar

Charlotte von Stein

Charlotte von Stein war Hofdame der Herzogin Anna Amalia. Als sie Goethe im November 1775 persönlich kennenlernt ist sie fast sieben Jahre älter und bereits Mutter von sieben Kindern. In 1770 Briefen ist Goethes Liebe zu Charlotte von Stein dokumentiert.

Obwohl Freifrau von Stein als sittenstreng und konservativ gilt, überrascht sie als unkonventioneller und kritischer Geist. Von ihr stammen die emanzipatorischsten und patriarchatskritischsten Äußerungen aller Frauen der Weimarer Klassik.

»Ich glaube, daß, wenn ebenso viel Frauen Schriftstellerinnen wären, als Männer es sind, und wir nicht durch tausend Kleinigkeiten in unserer Haushaltung herabgestimmt würden, man vielleicht auch einige gute darunter finden würde, denn wie wenige gute gibt es heute unter den Autoren ohne Zahl.«

Zu Goethes Gartenhaus

Corona Elisabeth Wilhelmine Schröter, Selbstbildnis, um 1780 © Klassik Stiftung Weimar

Corona Elisabeth Wilhelmine Schröter, Selbstbildnis, um 1780 © Klassik Stiftung Weimar

Corona Schröter

Im Oktober 1776 wurde Corona Schröter auf Goethes Vorschlag als Hofvokalistin und Kammersängerin nach Weimar verpflichtet. Als Schauspielerin wurde sie zum Mittelpunkt von Goethes Liebhabertheater. Sie war die erste Darstellerin der Iphigenie.

Corona Schröter beeindruckte Frauen wie Männer mit ihrem Charme. Sie war eine Frau der Spätaufklärung. Im Selbstporträt zeigt sie sich im Rousseau’schen Stil der neuen Einfachheit. Sie trägt keinen Schmuck, die Haare liegen natürlich und locker. In Weimar schuf sie für sich einen eigenen Kleidungsstil. In Anlehnung an ihre große Rolle als Iphigenie trug sie ein schlichtes weißes Gewand.

»Die Männer suchen doch zuerst die Schönheit an der Frau, oder vielmehr an den Frauen. Denn an einer genügts nie.«
Corona Schröter, Notiz von Karl August Böttiger, 22. Januar 1799

Corona Schröter wird als edel beschrieben. Sie war klug, kultiviert und selbstbewusst, kannte sich mit Literatur und Kunst aus und sprach fünf Sprachen. Sie spielte Zither, Laute, Flöte und Klavier. Sie malte, ritt und tanzte.

Zum Liebhabertheater Kochberg

Johann Christian Ernst Müller, Maria Pawlowna Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Großfürstin von Rußland, Anfang 19. Jh. © Klassik Stiftung Weimar

Johann Christian Ernst Müller, Maria Pawlowna Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, geb. Großfürstin von Rußland, Anfang 19. Jh. © Klassik Stiftung Weimar

Maria Pawlowna

1804 heiratete die 18-jährige Zarentochter Maria Pawlowna Erbherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach. Ihre Großmutter, Zarin Katharina die Große, stattete ihre Enkelin mit einer Mitgift von einer Million Rubel aus, sodass sie ein halbes Jahrhundert lang als Wohltäterin und Mäzenin tätig sein konnte.

Maria Pawlowna leistete Großes für die Kultur, förderte Kunst und Musik. Ihre zentrale politische Leistung bleibt jedoch die Schaffung eines umfassenden Systems der Sozialfürsorge im Großherzogtum. Im Mittelpunkt stand ihr »Patriotisches Institut der Frauenvereine«.

»Meine Absicht war stets nur darauf gerichtet, Gutes zu stiften, aber, wie jedermann weiß, auch hinter dem besten Willen bleibt die Erfüllung weit zurück.«

Ab 1835 begründete das Großherzogspaar die Memorialkultur der Weimarer Klassik. Maria Pawlowna ließ bis 1847 zu Ehren von Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang Goethe die Dichterzimmer als museale Orte einrichten.

Die Idee, Memorialräume zur Dichterverehrung zu schaffen, entstand 1835 parallel zu den ersten Plänen für ein Goethe-Schiller-Denkmal am Theaterplatz.

Zum Weimarer Schlossmuseum

I.A.a. Ulrike Müller, Die klugen Frauen von Weimar, Berlin, 2013