Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Der Kühlschrank des Großherzogs

Etwas versteckt im Park Belvedere steht ein Gebäude, das wie eine kleine Kapelle aussieht. Allerdings handelt es sich dabei nicht um ein Gotteshaus, sondern um den Kühlschrank des Schloss Belvedere.

Das sogenannte Eishaus verbirgt eine Grube, in der bis ins 20. Jahrhundert Eisblöcke gelagert wurden. In den Sommermonaten konnte man damit z.B. Fleisch, Obst und Getränke frisch halten. Die barocke Hofhaltung mit ihren Speisefolgen mannigfaltigster Art erforderte eine große Menge Eis, sodass eine Eisgrube in der Nähe des Schlosses angelegt wurde. Um gleichzeitig den Park zu verschönern, wurde um 1863 das kapellenartige Haus darüber gebaut.

Doch durch welche Technik wurde das Eis so lange vor dem Schmelzen bewahrt?

Schon im Altertum gab es Eishäuser. Die meist unterirdisch angelegten Bauwerke mussten eine kühle, trockene und geschützte Lage haben und möglichst nah an den Küchen- und Speiseräumen liegen. Bäume schützten sie vor direkter Sonneneinstrahlung und der Eingang wurde fest verschlossen. Oft verfügten die Eingänge über ein Schleusensystem – so auch beim Eishaus im Park Belvedere.

Der Raum musste sowohl gegen die warme Luft an der Oberfläche, als auch gegen die Bodenwärme und das Grundwasser geschützt werden. Hierzu baute man massive, mehrlagige Wände, zwischen denen zusätzlich mehrere Luftschichten die Kälte isolierten. Das Eishaus von Herzog Carl August besitzt eine Grube in Zylinderform, da diese im Gegensatz zu rechtwinkligen Räumen ein günstigeres Verhältnis von Oberfläche zu Inhalt hat.

 

Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Das Belvederer Eishaus © Klassik Stiftung Weimar

Und wie »erntete« man Eis?

Bevor man das Eis einlagerte, mussten bei Frost die Türen geöffnet werden, damit der Raum abkühlen und ausdünsten kann. Waren die Gewässer im Winter mit einer dicken Eisschicht überzogen, wurde »geerntet«. Es wurden dann Blöcke aus dem nahegelegenen Schirmteich gesägt und mit einer Zange gehoben. Die Werkzeuge dieser schweißtreibenden Arbeit sind noch im Eishaus zu sehen. Die Eisblöcke platzierte man anschließend möglichst dicht in der Grube und fror sie mithilfe von Salz zu einem großen Monolith.

Stiegen die Temperaturen über den Gefrierpunkt, wurde das Eishaus verschlossen und möglichst nur noch in den kühlen Abendstunden Eis entnommen. Damit kühlte man die verderblichen Lebensmittel in der Speisekammer des Herzogs und bereitete Sorbets für die Damen und Herren am Hofe zu.

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