Baumpflege mal anders
Ein wenig brachial sah es ja aus, diente aber sowohl der Verkehrssicherheit als auch dem Naturschutz und der Denkmalpflege: Kürzlich wurden erstmals Bäume in den historischen Weimarer Parks nicht mit der Kettensäge beschnitten, die Äste wurden abgebrochen, um ein natürlicheres Bild zu erzeugen. »An zwei Altbäumen haben wir eine bereits in anderen historischen Gärten erprobte Möglichkeit angewandt, um erforderliche Maßnahmen zum Erhalt der Verkehrssicherheit mit den Gestaltungszielen des Landschaftsgartens in Einklang zu bringen«, sagte Gartenreferent Christian Lentz.
Das hieß konkret: Ein LKW stabilisierte den zu beschneidenden Baum mit einem Seil, ein Traktor zog ruckartig an einem zweiten Seil in entgegengesetzter Richtung, um den entsprechenden Ast an einer angesägten Bruchkante abzubrechen. Die massive Überlast einer Eiche im Schlosspark Ettersburg machte den Eingriff notwendig, da die Bruch- und Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben war. So kann der Baum, der bereits auf einem nach 1850 entstandenen Stich von Hermann Gustav Brinckmann zu sehen ist, noch einige Jahre erhalten werden.
Durch die natürlich wirkenden Bruchkanten fügt er sich nun weiterhin harmonisch in die idealisierte Natur des Parks ein und dient Fledermäusen, Käfern und anderen Organismen wie Pilzen als Lebensraum, die sich etwa an der Bruchstelle ansiedeln können.
»Diese Methode wenden wir nur bei bereits abgängigen Altbäumen an, die bereits größten Schaden genommen haben und sich in ihrer letzten Lebensphase befinden«, versicherte Christian Lentz. Wie schwer sich Schäden am historischen Baumbestand abschätzen lassen, zeigte sich an einem Ahorn im Park an der Ilm: Hier waren die Wurzeln bereits so stark geschädigt, dass der Baum aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste.
Äste abbrechen statt absägen, um ein natürliches Erscheinungbild zu erhalten! Das ist ja mal eine Idee! Meine Oma findet ein natürliches Aussehen an Bäumen auf ihrem Hof auch besser. Sie sucht schon seit Langem die geeignete Baumpflege für ihren Geschmack. Ich denke, den Tipp werde ich ihr weitersagen.
Es wird viel Geld dafür investiert, nach Sturmschäden die gerissenen Äste sauber nach zu schneiden. In diesem Fall wird jedoch das Aussehen der Bäume, der Gesundheit selbiger vorgezogen.
Es gibt zig Varianten, Baumpflege natürlich zu gestalten. Der optische Feinschliff ist am Ende nur das qualitative Merkmal, was die Baumpflege auszeichnet.
Die hier beschriebene Methode ist aber definitiv NICHT und in keinem Fall, das Mittel der Wahl.
Seilklettertechnik und erfahrene Baumpfleger wären hier für die Gesundheit des Baumes angebracht gewesen. Denn mit einem künstlichen Ausriss wird definitiv nicht der Lebenszeitraum des Baumes verlängert, sondern das Gegenteil erzielt.
Beste Grüße
Sehr geehrter Herr Gottwaldt,
vielen Dank für Ihren Beitrag in unserem Blog und den Hinweis auf unsere Baumpflegearbeiten.
Auch bei den Baumpflegearbeiten in den Anlagen der Klassik Stiftung Weimar gilt grundsätzlich die ZTV Baum, d.h. die hier beschriebenen Ausrisse sind Sonderfälle. In diesem Fall musste die Krone aus Gründen der Verkehrssicherheit stark reduziert werden. Bei der prognostizierten Reststandzeit des Baumes und der Größe des zu entnehmenden Starkastes würde eine Abschottung und eine Überwallung der Schnittstelle auch bei einem glatten Schnitt nicht mehr erfolgen und ein Schnitt hätte für die von Ihnen angesprochene Baumgesundheit keinen positiven Einfluss.
Wir haben uns nach Abwägung aller Möglichkeiten für die hier beschriebene Maßnahme entschieden und uns für den künstlichen Ausbruch ausgesprochen. Dieses Verfahren wird übrigens auch in anderen historischen Parkanlagen angewendet und es gibt hierzu auch Beiträge auf Fachtagungen, z.B. Erfurter Baumforum 2017, Herr Uhlig, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Abteilung Gärten der Klassik Stiftung Weimar