Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« © Anna Heyde

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« I © Anna Heyde

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« II © Anna Heyde

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« III © Anna Heyde

»Edle Einfalt, stille Größe«

»Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne«: Anna Heydes Arbeit ist eine Erzählung, die »von Natur, Ideal und Schönheit, von Erhabenheit, von Vergangenheit und Gegenwart« handelt, wie sie selbst schreibt.

In der Einleitung des Kataloges zur Winckelmann-Ausstellung heißt es, Johann Joachim Winckelmann »hat es überhaupt erst möglich gemacht, ›Geschichte‹, so wie wir sie heute verstehen, im Medium der Kunst zu denken: als eine Erzählung die aus der narrativen Kombination von Einzelereignissen Sinn generiert.«

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« I © Anna Heyde

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« I © Anna Heyde

Meine Arbeit ist eine solche Erzählung. Sie handelt von Dingen, wie sie Winckelmann beschäftigten: von Natur, Ideal und Schönheit, von Erhabenheit, von Vergangenheit und  Gegenwart. Er hat früh erkannt, dass Kunstwerke imstande sind, Gedanken und Empfindungen zu konzentrieren. Ich habe die  Linien aufgelöst, habe die Kontur plan werden lassen und mit  der Oberfläche verschmolzen, Bild für Bild einen Übergang  geschaffen, der zu erzählen imstande ist.

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« II © Anna Heyde

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« II © Anna Heyde

Am Anfang steht das Ei … ohnehin ein starkes Symbol, scheint es hier gleichsam schwerelos im Raum zu schweben, gewinnt durch künstlerische Stilmittel wie Unschärfe und Kontrast an  Körperlichkeit, hebt sich aus dem Planen des Blattes heraus und suggeriert einen dreidimensionalen Raum. Es ruht. Doch in  sich birgt es eine tosende und ungeheuerliche Kraft: die Frage  nach dem Leben. Seine Schale ist eine Haut, unter welcher  Leben pulsiert, sie ist eine Membran zwischen Innen und Außen, verhüllt und macht gleichzeitig sichtbar, sie deutet an, sie spielt, sie wehrt den Blick ab und zieht ihn in die Tiefe.

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« III © Anna Heyde

Anna Heyde, »Edle Einfalt, stille Größe« III © Anna Heyde

Die  Kontur des Eies ist sehr einfach, orientiert sich an der  Symmetrie, flüchtet vor sich selbst in einer runden Bahn. Die Spur der Kontur umfasst eine Idee, kreist sie ein, legt einen Raum fest. Die Kontur ist eine Imagination – kein Körper besitzt sie, sie ist eine dynamische Kante, sie ist die  Möglichkeit. Sie wächst aus dem Kontext heraus. Nicht nur der  Körper, sondern die Sache selbst wird sichtbar.

Unter dem Motto »Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne« haben wir Künstlerinnen und Künstler der Bauhaus-Universität Weimar dazu eingeladen, sich kreativ mit Johann Joachim Winckelmann und seinem Wirken zu beschäftigen. Bis zum Ende der Ausstellung am 2. Juli veröffentlichen wir die unterschiedlichen Ergebnisse dieser künstlerischen Zusammenarbeit wöchentlich im Blog.

Anna Heyde

Geboren 1990 in Berlin und aufgewachsen im Land Brandenburg, studierte sie Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Die Diplom-Künstlerin arbeitet mit Vorliebe im installativen sowie textproduktiven Bereich. Ihr erstes Buch »Hirn will Arbeit« wurde kürzlich mit dem Bauhaus-Essentials Preis ausgezeichnet.

Die Ausstellung »Winckelmann. Moderne Antike« ist vom 7. April bis 2. Juli 2017 im Neuen Museum in Weimar zu sehen.

Abonnieren Sie hier unseren Blog!

Weitere Beiträge der Reihe:

Zur Winckelmann-Ausstellung

Gökçen Dilek Acay: Schönheitsideale aus dem 3D-Drucker

»Von Winckelmann inspiriert«: Theresa Berger über zu perfekte Schönheit