Alexey Stadler © Marie Staggat

5 Fragen an Alexey Stadler

Alexey Stadler, geboren 1991 in St. Petersburg, blickt bereits auf eine außergewöhnliche internationale Solistentätigkeit zurück. Am Pfingstsamstag spielt er gemeinsam mit Karina Sposobina im Weimarer Stadtschloss.

Sie haben unter anderem mit dem Mariinsky Orchestra, den St. Petersburg Philharmonikern oder dem Tokyo Symphony Orchestra gespielt. Kommen Sie dennoch gern ins beschauliche Weimar zurück?

Ja, immer gerne. Ich liebe Weimar unendlich. Vor allem, wenn ich ab und zu nach Konzertreisen nach Weimar zurückkehre, bin ich sehr froh, dass ich hier studiere.

Ich hatte am Anfang die Wahl zwischen Berlin und Weimar. Da ich einen Ort zum Studieren gesucht habe, an dem ich mich konzentrieren kann und der mich inspiriert, ist die Wahl auf Weimar gefallen. Und ich glaube, das war eine gute Entscheidung.

Im Stadtschloss werden Sie Werke von Johann Nepomuk Hummel und Franz Liszt spielen, die als Weimarer Hofkapellmeister hier in den Räumen der großherzoglichen Residenz musiziert haben. Was bedeutet das für Sie als Musiker?

In einem solch intimen Raum kann man ein Programm spielen, das in einem großen Konzertsaal nicht funktionieren würde. Das Programm ist eng mit Weimar verbunden. Neben Hummel und Liszt werde ich auch Musik von Alexander Konstantinowitsch Glasunow spielen. Dieser hat zwei Jahre nach seinem Weimarbesuch, bei dem er Liszt kennen gelernt hatte, die Elegie »Une Pensée à F. Liszt« geschrieben.

Für mich ist es etwas ganz besonderes, im Weimarer Stadtschloss zu spielen.

Vor allem die Hummel-Sonate ist ein Stück, das viel öfter gespielt werden sollte. Die Veranstaltung geht ein bisschen in Richtung eines Salon-Konzertes, was ich ganz toll finde. Konzerte müssen eben nicht unbedingt vor 2.000 Menschen stattfinden, sondern können auch persönlicher sein.

Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?

Ich bin gar nicht selbst zur Musik gekommen.

Als ich vier Jahre alt war, hat mir mein Vater einfach ein Instrument in die Hand gedrückt. Meine Familie ist sehr musikalisch. Zuhause erklang jeden Tag Musik und wir sind oft ins Konzert gegangen.

Mit 15 Jahren habe ich dann die Entscheidung getroffen, dass ich professionell Musik machen möchte. Ich habe mir gesagt, das ist etwas, das ich liebe. Das war also meine eigene Entscheidung. Die Beziehung zu Musik entwickelt sich natürlich. Ich glaube, mit 30 wird meine Liebe zur ihr noch größer sein.

Was hat Sie als Kind motiviert, weiterhin zu üben?

Vor allem meine Eltern. Sie haben mir gesagt, dass ich üben muss. Es ging also weniger um die eigene Motivation. Natürlich mochte ich es schon immer, zu spielen und Konzerte zu geben.

Aber jeden Tag üben? Das war eine Katastrophe.

Meine Eltern waren aber sehr klug und haben immer gesagt, dass ich zunächst meine Schule beenden soll und anschließend selbst entscheiden kann, wie es mit der Musik weitergeht. Als es dann soweit war, habe ich plötzlich verstanden, dass dies nicht das Ende sein kann und dass ich weiterhin bei meinem Instrument bleiben möchte.

Um wirklich ein guter Musiker werden zu können, braucht es die Unterstützung der Eltern und Professoren. Wenn Kinder und Teenager verstehen, dass ihnen ihr Instrument wirklich wichtig ist, dann ist es schon zu spät.

Die ganze technische Basis muss bereits mit 15 Jahren mehr oder weniger beherrscht werden.

Ich würde aber nicht von Druck sprechen. Meine Eltern haben vielmehr die Entscheidung getroffen, Verantwortung für meine musikalische Ausbildung zu übernehmen. Im Nachhinein bin ich ihnen sehr dankbar dafür.

Sie können bereits mit 24 Jahren auf eine außergewöhnliche internationale Solistentätigkeit zurückblicken. Was ist Ihr großes Ziel? Wo möchten Sie in den nächsten Jahren hin?

Ich möchte gute Musik möglichst gut spielen. Das ist mein Ziel. Es ist einfach ein Glück, zusammen mit tollen Musikern auf der Bühne zu sein und Musik zu machen. Solche Momente erlebe ich jetzt öfter.

Besonders wichtig ist mir der interaktive Prozess mit dem Publikum. Es darf sich keine Routine einspielen.

Der Moment muss wirklich eine Bedeutung haben. Manche Konzerte vergisst man nie. Der Grund dafür ist meist, dass eine besondere Energie, eine besondere Botschaft vom Künstler ausgeht. Und das Publikum gibt etwas von diesem Impuls zurück. Ich wünsche mir, in Zukunft mehr solche Momente zu erleben. Dafür werde ich viel arbeiten.

Am Pfingstsamstag, 14. Mai, ist der junge Cellist Alexey Stadler gemeinsam mit Karina Sposobina am Klavier zu hören. Im intimen Conseil-Zimmer des Weimarer Stadtschlosses erklingen um 18 Uhr Werke der Weimarer Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel und Franz Liszt sowie Stücke von Alexander Konstantinowitsch Glasunow und Johannes Brahms.

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